Auswahl des Inhalationssystems

Diese Seite richtet sich an medizinisches Fachpersonal. Hier finden Sie unseren umfassenden COPD-Leitfaden für Patienten.

Ist die Auswahl des richtigen Inhalationssystems bei COPD stark abhängig vom Patienten?

In der Medizin gewinnt der Begriff der personalisierten Therapie zunehmend an Bedeutung, da individuelle genetische, physiologische und lifestylebedingte Unterschiede einen maßgeschneiderten Behandlungsansatz erfordern. Noch komplexer wird es bei chronischen Lungenerkrankungen wie COPD. Schließlich bedarf es hier neben der Auswahl eines Wirkstoffs auch noch eines Mediums, das diesen zielgerichtet in die Lunge transportieren kann. Ob diese gelingt wird maßgeblich durch die individuellen Voraussetzungen des Patienten beeinflusst – wie z. B.: manuelle Fähigkeiten, Spitzenatemfluss.

Die Auswahl eines geeigneten Inhalationsgeräts hat maßgeblichen Einfluss auf den Therapieerfolg

Der Großteil der COPD-Patienten erhält kleine Inhalatoren wie DPIs oder MDIs. Diese sind auf den ersten Blick auch deutlich handlicher. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, dass Handhabungsfehler einen erheblichen Einfluss auf die Wirksamkeit der Therapie haben.1 Es lässt sich sogar ein Zusammenhang zwischen Exazerbationen und Handhabungsfehlern herstellen.2

Neben Handhabungsfehlern spielen auch die individuellen Voraussetzungen von Patienten eine entscheidende Rolle. So erfordert ein MDI (Metered Dose Inhaler) z. B. eine gute Koordination zwischen Auslösen des Sprays und Einatmung. Dieses Problem kann durch eine Vorschaltkammer/Inhalierhilfe weitestgehend behoben werden. Ein DPI (Pulverinhalator) erfordert keine Koordination, stellt dafür Anforderungen an den mindestens notwendigen Spitzenatemfluss, über den Patienten mit schwerer bis sehr schwerer COPD häufig nicht mehr verfügen.

Inhalationsgeräte mit Verneblern sind nicht meist unhandlich und erfordern in der Regel eine externe Stromversorgung. Dafür erfordern sie keine speziellen Inhalationsmanöver, da die natürliche Ruheatmung ausreicht.

Das eine richtige Inhalationssystem gibt es bei COPD nicht. Es hängt vom Patienten ab

Prof. Usmani (National Heart and Lung Institute NHLI, Imperial College, UK) spricht sich dafür aus das richtige Inhalationsgerät für den jeweiligen Patienten basierend auf den individuellen Voraussetzungen zu wählen. Insbesondere für Patienten mit reduziertem Atemzugsvolumen sieht er Vernebler als vorteilhaft gegenüber DPIs an3.

Starke Verschleimung bei COPD – ein unterschätzter Risikofaktor?

Eine übermäßiger Schleimproduktion ist ein zentrales Problem bei Menschen mit COPD. Eine kürzlich veröffentlichte retrospektive Beobachtungsstudie hat gezeigt, dass Schleimpfropfen (sog. Mucus-Plugs), die mittlere bis große Atemwege verschließen, mit einer erhöhten Sterblichkeit von COPD-Patienten assoziiert sind.4 Daten aus den USA legen nahe, dass ein großer Teil der Patienten davon betroffen ist.

Eine bewährte Therapieoption bei übermäßiger Schleimansammlung ist die Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung, die ausschließlich mit einem Vernebler funktioniert.

Vernebler unterscheiden sich maßgeblich voneinander

Die britischen Leitlinien für Diagnose und Therapie von COPD empfehlen die Nutzung von Verneblern, die nachweislich effizient sind. Woran erkennt man die Effizienz eines Verneblers? Mit der Respirable Drug Delivery Rate (RDDR) gibt es einen objektiven Parameter für die Effizienz. Die RDDR gibt an, wie viel Wirkstoff die Lunge pro Minute erreichen kann. Eine Publikation legt deutliche Unterschiede zwischen unterschiedlichen Inhalationsgeräten nahe5.

Fazit

Die Auswahl des richtigen Inhalationssystems hängt maßgeblich vom Patienten und dessen persönlichen Voraussetzungen ab. Insbesondere Patienten mit reduziertem Atemzugsvolumen (was bei schwerer und sehr schwerer COPD eher gängig ist) können besonders von Verneblern profitieren. Beim Vorliegen von Mucus-Plugs ist die Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung zu erwägen. Diese funktioniert nur mit einem Vernebler. Bei der Auswahl eines Verneblersystems ist insbesondere auf die Effizienz zu achten, um die Therapieadhärenz nicht unnötig zu gefährden.

Referenzen

[1]  [https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7672144/]
[2]  [Molimard M, Raherison C, Lignot S, Balestra A, Lamarque S, Chartier A, Droz-Perroteau C, Lassalle R, Moore N, Girodet PO. Chronic obstructive pulmonary disease exacerbation and inhaler device handling: real-life assessment of 2935 patients. Eur Respir J. 2017 Feb 15;49(2):1601794. doi: 10.1183/13993003.01794-2016. PMID: 28182569.]
[3]  Usmani OS. Choosing the right inhaler for your asthma or COPD patient. Ther Clin Risk Manag. 2019 Mar 14;15:461-472. doi: 10.2147/TCRM.S160365. PMID: 30936708; PMCID: PMC6422419.
[4]  Diaz AA, Orejas JL, Grumley S, Nath HP, Wang W, Dolliver WR, et al. Airway-Occluding Mucus Plugs and Mortality in Patients With Chronic Obstructive Pulmonary Disease. JAMA. 2023;329(21): 1832-9.
[5]  Fischer R et al. Efficiency assessment of 15 nebuliser systems by the respirable drug delivery rate: a comparable quality parameter. EMJ Respir. 2023;11(1):69-73.