Lange Zeit galten Bronchiektasen ohne Mukoviszidose als seltene Erkrankung. Dies hat sich im Laufe der letzten Jahre deutlich gewandelt. Erfahren Sie hier, was Sie über Bronchiektasen wissen sollten und warum die Inhalation von Salzlösung einen wichtigen Beitrag bei der Behandlung von leisten kann.
Bei Bronchiektasen handelt es sich um krankhafte Aussackungen der Bronchien, die irreversibel sind, sich also nicht zurückbilden oder rückgängig machen lassen.
Sobald die Bronchiektasen Beschwerden bereiten, spricht man von Bronchiektasie oder einer Bronchiektasen-Erkrankung. Diese Unterscheidung ist wichtig, da auch Bronchiektasen vorliegen können, die (noch) keine Beschwerden bereiten - sogenannte stumme Bronchiektasen.
Typisch für die Bronchiektasie ist der festsitzende Schleim, der nicht abgehustet werden kann. Dieser Schleim kann die kleinen bis mittleren Atemwege (Bronchien und Bronchiolen) verstopfen. Man nennt das auch "Mucus Plugging". Dies führt zu Entzündungen und Infektionen, die die Symptome verschlimmern können. So entsteht der typische Teufelskreis bei Bronchiektasen.
Die Ursachen von Bronchiektasen sind vielfältig, wobei meist eine Grunderkrankung vorliegt:
Wenn Bronchiektasen nicht durch Mukoviszidose (CF) verursacht werden, spricht man oft von Non-CF Bronchiektasen. In diesem Artikel geht es nur um Bronchiektasen ohne Mukoviszidose, da sich daraus Unterschiede bei der Behandlung ergeben.
Fast jeder sechste Fall einer Bronchiektasie lässt sich auf COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) zurückführen1. Zudem sind bis zu 50 % aller Menschen mit COPD im Laufe ihres Lebens von einer Bronchiektasie betroffen2. COPD gehört heute bereits zu den Volkskrankheiten in Deutschland und es ist davon auszugehen, dass die Häufigkeit weiter zunimmt. Somit ist auch von einer steigenden Bedeutung der Bronchiektasie auszugehen.
Rauchen ist keine direkte Ursache von Bronchiektasen. Es ist jedoch ein Hauptrisikofaktor für andere Lungenerkrankungen wie chronische Bronchitis oder COPD, die zur Entstehung von Bronchiektasen führen können.
Die Symptome von Bronchiektasen ähneln denen anderer Lungenerkrankungen:
Wie stark die Symptome ausgeprägt sind, ist individuell unterschiedlich. Manche Menschen mit Bronchiektasen sind im Alltag symptomfrei.
Da sich Bronchiektasen meist so äußern wie die zugrunde liegende Erkrankung, wird die Diagnose nicht allein auf Basis der Symptome gestellt. Lungenfachärzte (Pneumologen) sind die richtigen Ansprechpartner bei Bronchiektasen und wenden folgende Untersuchungen an, um Bronchiektasen zu diagnostizieren:
Mittels bildgebender Verfahren werden manchmal auch Bronchiektasen festgestellt, die gar keine Symptome verursachen. Die Bedeutung dieser sogenannten stummen Bronchiektasen für den Verlauf der Erkrankung ist bislang noch nicht vollständig geklärt.
Um die Selbstreinigung der Atemwege und das Lösen des Schleims zu fördern, empfiehlt die erste Bronchiektasen-Leitlinie in Deutschland3 die Inhalation von isotoner oder hypertoner Kochsalzlösung mit einem geeigneten, leistungsstarken Inhalationsgerät. Die Inhalation von Salzlösungen kann dabei helfen, das angestaute Sekret zu verflüssigen und besser abzuhusten. Aus hygienischen Gründen wird stark davon abgeraten, Salzlösungen mit abgekochtem Leitungswasser selbst herzustellen.
Bei Bronchiektasen mit häufigen Verschlimmerungen und starken Beschwerden kann der Arzt ein Langzeit-Antibiotikum verschreiben, so die Empfehlung in der Leitlinie3.
Wichtig bei der Inhalation: Es sollte bei Bronchiektasen stets mit einem Mundstück und nicht mit einer Maske inhaliert werden.
Bei produktivem Husten ist eine physiotherapeutische Atemtherapie empfehlenswert. Spezialisierte Physiotherapeutinnen und -therapeuten sind über die Deutsche Atemwegsliga, die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie und den Atemverband Schweiz auffindbar.
Neben der ärztlich verordneten Therapie kann auch ein gesunder Lebensstil dazu beitragen besser mit der Bronchiektasen-Erkrankung zu leben.
Seien Sie körperlich aktiv, am besten täglich. Moderate körperliche Aktivität trainiert auch die Lunge und das kann nachweislich Kurzatmigkeit und Müdigkeit reduzieren4. Moderate Aktivität erkennen Sie daran, dass sie nebenbei ein kurzes Gespräch führen könnten.
Sprechen Sie vor dem Start eines Sportprogramms am besten mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt.
Setzen Sie zusätzlich zur Inhalation mit Salzlösung am besten gezielte Atemübungen zur Schleimlösung ein, wie z. B. Huffing5. Ihre behandelnde Physiotherapeutin oder Physiotherapeut kann Ihnen sicherlich noch weitere Atemtechniken zur Schleimlösung zeigen. Es gibt auch unterstützende Geräte, wie z. B. die oszillierende PEP-Therapie (PARI O PEP). Besprechen Sie den Einsatz dieser Geräte allerdings vorab Ihrer behandelnden Ärztin, Arzt, Physiotherapeut oder Physiotherapeutin.
Zudem gibt es spezielle Übungen, um Kurzatmigkeit zu bewältigen.
Viele Menschen mit Bronchiektasen leiden unter Fatigue und fühlen sich häufig müde und erschöpft. Sollten Sie auch darunter leiden, dann kann regelmäßige körperliche Bewegung bei Bronchiektasen eine echte Herausforderung sein. Es gibt jedoch Strategien, um besser mit starker Müdigkeit umgehen zu können5:
Bronchiektasen sind nicht heilbar, aber die deutsche Leitlinie zur Therapie nennt einige Möglichkeiten für ein gutes Management der Erkrankung. Salzlösungen sollten mit einem geeigneten Inhalationsgerät inhaliert werden, um den zähen Schleim zu lösen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Inhalation von Antibiotika sinnvoll sein, um bakterielle Lungeninfektionen gezielt zu bekämpfen. Besonders wichtig ist auch ein gesunder Lebensstil: körperliche Aktivität, Rauchstopp und das Erlernen von Atemtechniken.
Bei Bronchiektasen wird Sport explizit empfohlen. Besonders geeignet sind ein individualisiertes Kraft- und Ausdauertraining sowie Lungensport3. Die Arbeitsgemeinschaft Lungensport stellt eine Liste mit Adressen zur Verfügung. Häufig wird unterschätzt, wie wichtig alltägliche Aktivitäten wie Gehen sind. Messen Sie deshalb Ihre tägliche Schrittzahl.
Bronchiektasen sind krankhafte Erweiterungen der Bronchien, die eine strukturelle Veränderung darstellen und nicht ansteckend sind. Aufgrund des angesammelten Schleims leiden Menschen mit Bronchiektasen häufig unter bakteriellen Lungeninfektionen. Die dabei beteiligten Bakterien verursachen bei gesunden Menschen normalerweise keine Infektionen. Zudem gibt es keine nachgewiesenen Fälle, in denen sich Menschen mit Bronchiektasen gegenseitig mit Bakterien infiziert hätten4.
Anders stellt es sich bei Virusinfektionen dar: Menschen mit Bronchiektasen sind auch anfälliger für Virusinfektionen3,4. Besprechen Sie deshalb empfohlene Impfungen mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt. Zusätzlich kann grundsätzlich die Inhalation isotoner Kochsalzlösung dazu beitragen, Virusinfektionen der Atemwege vorzubeugen6.
In Deutschland bietet die Deutsche Atemwegsliga eine Übersicht mit auf Atemtherapie spezialisierte Physiotherapeuten an: https://www.atemwegsliga.de/physiotherapeuten.html
In der Schweiz können Sie geeignete Therapeutinnen und Therapeuten über den Locator des Atemfachverbands Schweiz finden: https://www.atem-schweiz.ch/atemtherapeutin-finden/
In Österreich bietet die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie eine Liste an: https://www.ogp.at/die-oegp/expertinnengruppen/kardiorespiratorische-physiotherapie
Ja, Ärztinnen und Ärzte in Deutschland können bei Bronchiektasen ein geeignetes und leistungsstarkes Inhalationsgerät zur Inhalation von Salzlösung verordnen3.
Bronchiektasen führen nicht zwangsläufig zu einer eingeschränkten Lebenserwartung3. Allerdings gibt es Risikofaktoren, die die Lebenserwartung von Patienten mit Bronchiektasen verringern können7. Es ist wichtig, dass die ärztlich verordnete Therapie strikt eingehalten wird.
In jedem Fall sollte man mit dem Rauchen aufhören. Zahlreiche Krankenkassen bieten Programme zur Entwöhnung an. Zudem gibt es das rauchfrei-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Referenzen und weiterführende Links
[1] Lonni et al. Ann Am Thorac Soc 2015;12 1764-1770 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5467084/pdf/AnnalsATS.201507-472OC.pdf
[2] Irem et al. Bronchiectasis, exacerbation indices, and inflammation in chronic obstructive pulmonary disease. Am J Respir Crit Care Med 2004; 15; 170: 400–7. https://www.atsjournals.org/doi/epdf/10.1164/rccm.200305-648OC?role=tab
[3] Ringshausen et al. (2024): S2k-Leitlinie Bronchiektasen-Erkrankung: https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-030m_S2k_Bronchiektasen_2024-05.pdf
[4] https://europeanlung.org/de/information-hub/lung-conditions/bronchiectasis/
[5] https://europeanlung.org/wp-content/uploads/2023/06/Bronchiectasis-self-care-guide.pdf
[6] https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/einfaches-inhalieren-kann-die-ansteckungsgefahr-mit-coronaviren-deutlich-senken/
[7] Geominne PC et al., Respiratory Medicine (2014) 108, 287-296. (https://www.resmedjournal.com/article/S0954-6111(13)00501-5/fulltext)
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