Donnerstag, 23. Juni 2022
Was tun bei Atemnot und Panikattacken? Die meisten Asthmatiker haben sich diese Frage vielleicht schon einmal gestellt. Aber auch Menschen mit anderen Atemwegsproblemen oder auch gesunden Menschen bleibt manchmal einfach die Luft weg. Physiotherapeutin Marlies Ziegler aus München zeigt Ihnen daher Übungen, die helfen können, Panik und akute Atemnot zu lindern.
Fast alle Übungen gegen Atemnot, die wir hier in diesem Interview vorstellen, basieren auf dem Prinzip der Entlastung. Bei Atemnot ist es immer sinnvoll, dass Sie eine atemerleichternde Stellung einnehmen und sich auf Ihre Atmung konzentrieren. Atemerleichternde Stellungen sind die Entlastung im Stehen, die Torwartstellung, der Kutschersitz und eine aufgerichtete Variante der Stellung des Kindes. Die sogenannte Kontaktatmung hilft Ihnen, den Atem bewusst zu lenken. Die sogenannte Lippenbremse trägt dazu bei, die Atmung zu beruhigen.
Die dosierte Lippenbremse ist eine Atemtechnik, welche die Ausatmung erleichtert. Der Luftstrom wird abgebremst, wodurch die Atemwege während der Ausatmung stabiler und weiter bleiben. Bei einem ungebremsten Luftstrom hingegen besteht die Gefahr, dass die Atemwege kollabieren und eng werden. Das Einatmen nach dem Einsatz der Lippenbremse ist oft entspannter möglich und es kann mehr Luft in die Atemwege gelangen.
Für die dosierte Lippenbremse legen Sie die Lippen locker aufeinander. Es soll ein schmaler Spalt zwischen den Lippen entstehen, durch den die Luft langsam und lange entweichen kann. Wichtig dabei ist: Nicht pressen und möglichst keine Spannung in Lippen und Wangen.
Steigt in Ihnen das Gefühl der Atemnot auf oder leiden Sie bereits akut an Atemnot dann:
Die Torwartstellung trägt diesen Namen, weil sie der Stellung ähnelt, die ein Torwart einnimmt, während er auf einen Schuss auf’s Tor wartet. Sie kennen diese Stellung bestimmt auch von Sportlern. Sportler nehmen nach großen Anstrengungen – zum Beispiel einem Sprint – die Torwartstellung ein.
So geht’s:
So geht’s:
Mischt sich zur Atemnot noch Erschöpfung (und Sie sind zuhause), kann die Position des Kindes eine angenehme Variante unter den atemerleichternden Stellungen sein. Die Übung setzt allerdings ein gewisses Maß an Beweglichkeit voraus.
So geht’s:
Diese Übung ist vor allem dann sinnvoll, wenn aufgrund der Atemnot Panik in Ihnen aufsteigt. Bei der Kontaktatmung konzentrieren Sie sich ausschließlich auf Ihren Atem, was zur Beruhigung beiträgt. Viele Menschen atmen im Alltag nur noch oben in den Brustkorb und haben die Bauchatmung verlernt. Mit einer bewussten Bauchatmung aber können Sie Panik „wegatmen“ oder zumindest in Zaum halten. Grundsätzlich ist die Kontaktatmung eine wichtige Atemtechnik für alle Lungenkranken. Kontaktatmung dient der Atemwahrnehmungsschulung und ist Basis für die Atemlenkung. Die Kontaktatmung fördert das Gefühl, dass Sie Ihre Atmung im Griff haben.
So geht’s:
Marlies Ziegler: Es gibt viele verschiedene Gründe für das Auftreten von Atemnot. Bei Asthmatikern zum Beispiel gibt es allergisches Asthma, infektgetriggertes Asthma oder Belastungsasthma. Viele Patienten mit COPD, Mukoviszidose, Primärer Ciliärer Dyskinesie oder anderen Atemwegserkrankungen leiden an Atemnot bei Belastung und in Stresssituationen. Aber auch bei Menschen ohne Lungenerkrankung kann Atemnot auftreten. Panik fügt sich oftmals zur Atemnot hinzu, wenn Patienten das Gefühl haben, zu ersticken. Das kann bei Asthmatikern vorkommen. Natürlich sollte jeder, der häufig an Atemnot leidet, die Gründe dafür beim Arzt abklären lassen. Dennoch gibt es – unabhängig von Gründen und Krankheitsbildern – Tipps und Übungen die helfen können, Atemnot und Panik unter Kontrolle zu bringen, wenn diese auftreten.
Marlies Ziegler: Grundsätzlich kann man in Situationen der Atemnot immer das Prinzip der Entlastung anwenden. Das bedeutet: Arme irgendwo abstützen, um das Gewicht der Arme abzugeben. Dadurch kann die Atemhilfsmuskulatur besser arbeiten. Der Bauch sollte Platz haben, damit sich das Zwerchfell besser bewegen kann. Beides trägt dazu bei, dass das Atmen leichter fällt und man dadurch besser Luft bekommt. Außerdem hilft es, sich auf seinen Atem zu konzentrieren und diesen bewusst zu lenken. Die Atemfrequenz kann reduziert werden, indem man bewusst langsam einatmet und langsam ausatmet. Das beruhigt und kann somit auch die Panik reduzieren. Hierbei sollte man, wenn möglich, durch die Nase einatmen und ausatmen. Alternativ ist eine Ausatmung durch den Mund mit der sogenannten Lippenbremse oft günstig.
Marlies Ziegler arbeitet als niedergelassene Physiotherapeutin in München. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Atemphysiotherapie. Sie behandelt seit 20 Jahren Patienten mit chronisch obstruktiven und restriktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma, COPD, Mukoviszidose (CF) und Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD).
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keinen Therapieersatz dar. Die vorgestellten Übungen sollen als Beispiele für die Atemtherapie dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Facharzt und Physiotherapeuten abzusprechen.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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