Donnerstag, 2. Januar 2025
Langanhaltender Husten kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen und viele Fragen aufwerfen. Der Pneumologe Prof. Dr. Rainald Fischer spricht über mögliche Ursachen, Diagnoseverfahren und was helfen kann, um dauerhaften Husten in den Griff zu bekommen.
Prof. Dr. Fischer: Langanhaltender Husten ist chronischer Husten. Nach der in Deutschland gültigen Leitlinie gilt Husten als persistent bzw. chronisch, wenn dieser acht Wochen anhält. Davon grenzt man den sogenannten akuten Husten ab, der bis zu drei Wochen dauern kann.
Prof. Dr. Fischer: Ein wichtiger Hinweis bei der Beurteilung von Husten ist, ob er auch in der Nacht auftritt. Hustet man nachts, ist es ein unbewusster und damit echter Husten – im Gegensatz zu psychogenem Husten, der keine körperlichen Ursachen hat. Psychogener Husten wird durch psychische Faktoren wie Stress, Angst oder unbewusste Verhaltensmuster ausgelöst, tritt aber selten auf.
Hinsichtlich der Häufigkeit des Hustens wird es in Studien zu chronischem Husten als relevant eingestuft, wenn Menschen mehr als 20-mal pro Stunde husten. Allerdings können auch schon weniger Hustenanfälle als belastend empfunden werden.
Prof. Dr. Fischer: Alle chronischen Lungenerkrankungen wie COPD, Bronchitis, Mukoviszidose oder Asthma können mit einem langanhaltenden Husten einhergehen. Es gibt aber auch dauerhaften Husten ohne offensichtlich erkennbaren Grund. Sobald ein Husten länger als acht Wochen anhält, beginnt die Suche nach der Ursache.
Mit verschiedenen diagnostischen Verfahren klären wir, was dahinterstecken könnte: Rauchen oder andere reizende Umwelteinflüsse, Asthma, bronchiale Hyperreagibilität, psychogener Husten, Reflux, ein Tumor, Ursachen aus dem HNO-Bereich. Man geht breit auf die Suche.
Manchmal stößt man auch auf skurrile Ursachen. Ich hatte zum Beispiel einen Patienten, der vor Jahren versehentlich eine Zahnkrone eingeatmet hatte, wie ein Röntgenbild zeigte. Nachdem die Krone durch eine Bronchoskopie entfernt worden war, verschwand auch der hartnäckige Husten. Es gibt aber auch Fälle, da bleibt die Ursache unklar.
Zudem gelingt es nicht immer, den langanhaltenden Husten erfolgreich zu behandeln. Leider gibt es Patientinnen und Patienten, bei denen der chronische Husten trotz aller Bemühungen bestehen bleibt.
Prof. Dr. Fischer: Es müssen drei Organsysteme untersucht werden: der HNO-Bereich, die Lunge und der Magen. Im HNO-Bereich wird nach Veränderungen in den Nasennebenhöhlen gesucht. Es wird abgeklärt, ob möglicherweise Sekret über den Rachen in Richtung Lunge fließt und die Hustenrezeptoren reizt.
In der Lunge müssen Erkrankungen wie Asthma, COPD oder strukturelle Veränderungen wie Bronchiektasen, aber auch ein Tumor ausgeschlossen werden. Dabei prüft man Asthma und bronchiale Hyperreagibilität in der Regel durch eine Lungenfunktion mit Provokationstest. Strukturelle Veränderungen lassen sich durch Röntgenuntersuchungen feststellen.
Im Magen wird – meist per Magenspiegelung – nach einem möglichen Reflux gesucht, der Husten verursachen könnte. Denn Reflux, ob als stiller Reflux oder mit spürbarem Sodbrennen, kann dazu führen, dass Magensäure oder Magenflüssigkeit in die Lunge gelangt und dort Husten auslöst.
Prof. Dr. Fischer: Virusinfekte sind die häufigste Ursache für Husten. Nach solchen Infekten kann eine bronchiale Überempfindlichkeit, also eine Hyperreagibilität, zurückbleiben, die schon in Richtung Asthma gehen kann. Diese Patienten können oft mit Asthmasprays gut behandelt werden.
Prof. Dr. Fischer: Das kann sein. Hier sind wir dann wieder im Bereich Asthma, also allergisches Asthma.
Prof. Dr. Fischer: Typischerweise ist langanhaltender Husten ein unproduktiver Reizhusten, also ohne Auswurf. Produktiver Husten, der länger anhält, deutet auf eine zugrunde liegende Erkrankung hin – wie eine chronische Bronchitis oder andere Lungenkrankheiten.
Prof. Dr. Fischer: Jeder Husten, der länger als acht Wochen andauert, sollte ärztlich abgeklärt werden. Begleiterscheinungen wie blutiger Auswurf, starke Schmerzen oder Atemnot sind Warnsignale, die sofortige ärztliche Abklärung erfordern – auch wenn der Husten noch keine acht Wochen andauert.
Prof. Dr. Fischer: Ob langanhaltender Husten gefährlich ist, hängt von der Ursache ab. Der Ursprung des Hustens sollte immer abgeklärt werden. Selbst wenn keine genaue Ursache gefunden werden kann – und das ist bei langanhaltendem Husten keine Seltenheit – sind Therapieversuche notwendig, um den Husten zu stoppen oder einzuschränken.
Denn dauerhaftes Husten kann kleinste Verletzungen in der Schleimhaut der Luftröhre und der Bronchien verursachen. Diese Mikroverletzungen können abheilen, aber sie können auch erneuten Husten auslösen, weil sie die Bronchien empfindlicher gegenüber kleinsten Reizen machen – wie trockener Luft, Luftverschmutzungen oder ähnlichem. Damit lösen diese Mikroverletzungen immer wieder neue Hustenanfälle aus, die einen Teufelskreis von kleinen Verletzungen und Reizungen in Gang bringt. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen.
Prof. Dr. Fischer: Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Inhalative Steroide, also atemwegserweiternde Sprays, Magensäureblocker, Physio- oder Logopädie können helfen. Man kann auch mit Kochsalz inhalieren – mit einem Inhalationsgerät mit Vernebler. Das empfinden manche Menschen hilfreich, insbesondere bei trockenem Reizhusten. Die Kochsalzinhalation kann das Gefühl vermitteln, etwas abhusten zu können, was den Reiz lindern kann. Bei Husten mit Verschleimung hilft die Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung das Sekret zu verflüssigen, abzuhusten, damit die Lunge zu befreien und den Hustenreflex abzumildern. Für unklare Fälle werden auch hustenunterdrückende Medikamente eingesetzt, um zu vermeiden, dass sich der Husten durch Mikroverletzungen verschlimmert und schließlich verselbstständigt. Neben Medikamenten können auch Atemübungen mit Atemtherapie-Hilfsgeräten hilfreich sein.
Prof. Dr. Fischer: Besonders bei Kindern, die nach Virusinfekten lange und bellend husten, gilt: Wenn der Husten in der Nacht ausbleibt und das Kind ruhig schlafen kann, deutet das eher auf eine Reflexbahnung hin. Dabei erinnert sich das Kind tagsüber bewusst oder unbewusst an den Hustenreiz, der dann erneut ausgelöst wird.
Treten jedoch nächtliche Hustenanfälle auf und halten länger als acht Wochen an, ist dies ein klares Warnsignal, das unbedingt abgeklärt werden sollte. Gelegentliches Husten am Tag und auch nachts, solange man davon nicht erwacht, also so zwei bis vier Mal, ist unbedenklich.
Prof. Dr. Rainald Fischer ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin, Teilgebiet Lungen- und Bronchialheilkunde, Fachkunde Notfallmedizin, Schlafmedizin und Allergologie in München-Pasing. Davor war er als Internist und Lungenfacharzt, zuletzt Oberarzt an der medizinischen Universitätsklinik Innenstadt München tätig. Prof. Dr. Rainald Fischer ist Gründungsmitglied und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin, außerdem Mitglied in der ärztlichen Arbeitsgemeinschaft Mukoviszidose.
Dauert ein Husten länger als acht Wochen an, spricht man von chronischem Husten. Dann sollten und können Sie Folgendes selbst tun:
Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise des Interviewten. Dies spiegelt nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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