Bernhard Kaut im Interview: Mein Leben mit der Spenderlunge

Wie wir bereits auf dem PARI Blog und auf unserer Facebook-Seite berichtet haben, erhielt Bernhard Kaut Mitte 2021 die Diagnose idiopathische Lungenfibrose. Deshalb unterzog er sich im Juli 2022 einer Lungentransplantation. Im zweiten Teil des Interviews erzählt er uns, wie es nach der Transplantation für ihn weitergegangen ist.

PARI-Blog: Die Lungentransplantation war mit Sicherheit eine schwere OP und sehr belastend für deinen Körper. Wie lange lagst du danach im künstlichen Koma?

Bernhard: In der Spenderlunge wurden leider verschiedene Keime und ein Pilz gefunden. Um diese entsprechend behandeln zu können, musste ich zehn Tage im künstlichen Tiefschlaf bleiben. Nach der Behandlung der Keime und des Pilzes konnte ich dann aufgeweckt werden.

PARI-Blog: Wann konntest du im Anschluss an die Transplantation und das künstliche Koma das erste Mal aufstehen?

Bernhard: Zwei Tage nach dem Extubieren – also zwölf Tage nach der OP – konnte ich mit Hilfe meines Pflegers Christian aufstehen und mich in den Transportsessel setzen. Danach ging es zuerst aufs WC, dann wurde ich in die Dusche geschoben. Christian hat mich dort im Sitzen geduscht und mir gleich zweimal die Haare gewaschen. Das war nach zwölf Tagen wohl dringend notwendig (lacht). Wieder zurück in meinem Intensivbett schlief ich erschöpft, aber frisch gewaschen gleich wieder ein.

Leider ging noch am selben Tag mein Herzalarm los: Ich hatte Vorhofflimmern und durfte weitere vier Tage nicht aufstehen. Erst nach dreimaliger Kardiovision konnte ich langsam beginnen, mit Hilfe eines Rollators das Gehen wieder zu trainieren. Anfangs gingen nur wenige Meter. Schließlich hatte ich in den vergangenen zwei Wochen insgesamt 17 Kilo abgenommen.

PARI-Blog: Das hört sich nach weiteren Tagen oder Wochen im Krankenhaus an. Wann konntest du entlassen werden?

Bernhard: Ich lag insgesamt zweieinhalb Wochen auf der Intensivstation und weitere zweieinhalb Wochen auf der normalen Station. Im Anschluss wurde ich direkt mit der Rettung nach Hochegg zur Reha überstellt. Das ist das normale Vorgehen nach einer Transplantation – wegen der hohen Infektionsgefahr.

PARI-Blog: Direkt vom Krankenhaus in die Reha! Wie lange ging die Reha im Anschluss an die Transplantation? Wie lange warst du insgesamt nicht zuhause?

Bernhard: Ursprünglich waren vier Wochen Reha geplant. Leider erkrankte meine Familie kurz vor Ende der vierten Woche an Covid-19. Deshalb musste ich eine fünfte Woche anhängen. Insgesamt war ich also zehn Wochen von zu Hause weg: Transplantation, Intensivstation, normale Station, Reha.

PARI-Blog: Wie genau war die Reha strukturiert? Wieviel Zeit hast du dort mit der Therapie verbracht?

Bernhard: Auf Reha verbringt man den Großteil der Zeit mit Therapie: Pro Tag sind zwischen vier und sieben Einheiten eingeplant. Aber auch auf Reha gilt: Am siebten Tag sollst du ruhen. Sonntag ist Regenerationstag und somit therapiefrei.

PARI-Blog: Nach der Reha war es ja aber vermutlich nicht vorbei mit der Therapie. Wieviel Zeit verbringst du aktuell noch mit der Therapie?

Bernhard: Tatsächlich versuche ich zuhause jeden Tag etwa zu tun. Inhalieren, Saxophon spielen (wohl eher üben, ich hatte im Oktober 2022 meine erste Stunde) und viel Bewegung: Gehen, Radfahren und ins Fitness-Studio.

PARI-Blog: Und wie ist der aktuelle Stand insgesamt? Wie geht es dir mit der neuen Lunge?

Bernhard: Aktuell geht es mir sehr gut. Die Lunge funktioniert super, die Werte sind sehr zufriedenstellend. Einzig eine lästige Wundheilungsstörung an der linken Brust ist etwas mühsam. Ich muss deshalb einen VAC-Verband tragen, der jede Woche unter Betäubung gewechselt werden muss.

VAC bedeutet „vaccum assisted closure-therapy“, was auf Deutsch soviel heißt wie Vakuum-assistierte Verschlussbehandlung. Dabei wird durch den Vakuum-Verband ein leichter Unterdruck auf die Wunde ausgeübt, um die aktive Wundreinigung und den Abtransport von überschüssigem Wundsekret zu fördern.

PARI-Blog: Vielen Dank noch einmal für deine Offenheit! Wir hoffen, dass die Wundheilungsstörung bald Geschichte sein wird und du dich voll und ganz auf deinen Weg zum Gipfel konzentrieren kannst.

 

 

 

Anfang März war es für Bernhard übrigens so weit: Er hat an den 15. Internationalen Schimeisterschaften der Transplantierten und Dialysepatienten im steirischen Hohentauern teilgenommen und Bronze geholt. Und das trotz Wundheilungsstörung und VAC-Verband – und einer erneuten Covid-19-Infektion Ende letzten Jahres (glücklicherweise symptomfrei). Trotz dieser Rückschläge hat er nicht aufgegeben und es am Ende auf den dritten Platz geschafft. Herzlichen Glückwunsch auch von PARI zu diesem tollen Erfolg!


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Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise des Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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