Dienstag, 5. Mai 2020
Mund-Nasen-Masken zu tragen gehört derzeit zum Alltag. Damit tauchen aber auch unterschiedlichste Probleme und Fragen zur Handhabung auf. Gerade Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen müssen sich als Risikopatienten besonders vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Das RKI schätzt Anfang Mai im Lagebericht „die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland (…) derzeit insgesamt als hoch (…), für Risikogruppen als sehr hoch“, ein.
Der richtige und besonders hygienische Umgang mit der Maske in allen Situationen des Alltags ist für Lungenpatienten daher besonders wichtig.
Darf ich in die Maske hineinhusten? Sind Atemprobleme mit Maske normal? Was ist, wenn ich Atemnot oder einen Asthmaanfall mit Maske bekomme? Was ist, wenn ich meinen Mundschutz für den Lungenfunktionstest abnehmen muss? Was sagen Verbände und Vereine zur Maskenpflicht? Wir haben die häufigsten Fragen von Lungenpatienten gesammelt, Antworten recherchiert und für Sie hier zusammengestellt:
Nein, Lungenpatienten sind nicht grundsätzlich von der Maskenpflicht ausgenommen. Eine Ausnahme von der Maskenpflicht gibt es nur dann, wenn das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung eine ernsthafte Gefährdung der Gesundheit bedeuten würde oder aus medizinischen Gründen unmöglich ist. In diesen Fällen liegt es allerdings nahe, aus Rücksichtnahme auf die Mitmenschen auf Fahrten mit dem ÖPNV und den Besuch von Geschäften möglichst zu verzichten.
Möglich ist auch, sich ein Attest vom Arzt ausstellen zu lassen und mitzuführen, welches die Unzumutbarkeit im Falle einer Kontrolle bestätigt. Die Ausnahmeregelung gilt in allen Bundesländern mit Ausnahme des Bundeslandes Sachsen-Anhalt, wie aus einer Übersicht der Deutschen Atemwegsliga hervorgeht. In Sachsen-Anhalt gibt es keine offiziellen Ausnahmeregelungen. Die Deutsche Atemwegsliga verweist in einem PDF zur Maskenpflicht außerdem darauf, dass das Ausstellen einer sogenannten Unzumutbarkeitsbescheinigung keine Kassenleistung sei und Gebühren anfallen könnten. Wenn Sie sich eine Bescheinigung ausstellen lassen möchten, können Sie beim Arzt also zunächst telefonisch oder schriftlich nachfragen. Die Entscheidung, ob eine Bescheinigung ausgestellt wird, obliegt eh dem behandelnden Arzt.
Das Atmen durch einen Mund-Nasen-Schutz ist ungewohnt und für jeden Menschen anstrengender als das Atmen ohne Mund-Nasen-Maske. Denn grundsätzlich stellt jede Mund-Nasen-Bedeckung eine Barriere dar. Diese Barriere ist unterschiedlich stark je nach Filterleistung, nach Ausstattung der Maske mit Ventil oder ohne (bei FFP-Masken) oder nach Art des Materials beim Nasen-Mund-Schutz.
Dabei kann das Tragen von mehrlagigen, sehr dichten und enganliegenden Mund-Nasen-Bedeckungen gerade für Menschen mit chronischen Lungenkrankheiten sehr anstrengend sein, so die Pressesprecher des RKI und des Maskenherstellers 3M auf Anfrage des Recherche-Netzwerks Correctiv.
Ein unangenehmes Gefühl ist also normal. Wenn Sie beim Tragen der Maske aber Unwohlsein entwickeln, könnte das ein Alarmsignal sein. Kopfschmerzen, Schwindel, Hautrötungen und Muskelzucken zum Beispiel können Warnzeichen für eine Hyperkapnie sein, so Edwin Bölke, Oberarzt an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Düsseldorf in der Fachzeitschrift Ärzteblatt. Laut Bölke bestehe bei Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen bei starker körperlicher Anstrengung die Gefahr, eine Hyperkapnie zu entwickeln. Heißt: Wenn das Kohlendioxid (CO2) aufgrund des erhöhten Luftwiderstands in der Maske nicht richtig abgeatmet werden kann, könnte es sich im Blut anreichern. Der erhöhte CO2-Gehalt des Blutes kann zu zusätzlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.
Die Deutsche Atemwegsliga verweist darauf, dass in der Praxis Betroffene automatisch die Maske rechtzeitig absetzen würden. Desweiteren seien bedrohliche Anstiege des pCO2 durch Masken nicht nachgewiesen. Auch das Tragen eines chirurgischen Mundschutzes bzw. einer selbst hergestellten Mund-Nasen-Bedeckung ist laut Atemwegsliga unbedenklich, da diese Masken „…eine erhebliche Leckage haben, so dass ein pCO2-Anstieg sehr unwahrscheinlich ist. Dennoch können Patient*innen die Bedeckung von Mund und Nase als unangenehm oder bedrohlich und subjektiv Atemnot empfinden. Die Einatmung der Feuchtigkeit kann ebenfalls unangenehm sein.“
Auch der DAAB sieht das Tragen von einfachen Masken als unkritisch, hebt aber hervor: „Patienten mit Atemwegserkrankungen, die zum Selbstschutz FFP2- oder FFP3-Masken benutzen wollen, sollten dies unbedingt mit ihren behandelnden Hausärzten und/oder PneumologInnen abstimmen. Generell empfehlen wir Hochrisiko-Patienten aber, möglichst den Kontakt mit Dritten zu vermeiden und angesichts der ungemindert fortbestehenden Infektionsgefährdung, die empfohlenen Hygiene-Maßnahmen penibel zu beachten.“
TIPP: Testen Sie zuhause unterschiedliche Masken, um festzustellen, welche Sie am besten aushalten.
Im Falle akuter Atemnot, einer Panikattacke oder eines Asthmaanfalls dürfen Sie die Maske ablegen. Verlassen Sie, wenn möglich, das Geschäft bzw. das Transportmittel. Gehen Sie dann so vor, wie normalerweise auch. Nehmen Sie also zum Beispiel das von Ihrem Arzt verordnete Asthmaspray. Verständigen Sie im Bedarfsfall einen Arzt. Versuchen Sie auch in solchen akuten Situationen an den sachgerechten Umgang mit der Maske zu denken und versuchen Sie, Ruhe zu bewahren.
Ja, das dürfen Sie. Denken Sie daran, trotz Maske, in die Ellenbeuge zu husten oder zu niesen. Damit stellen sie sicher, dass durch den starken Atemstoß keine Viren in die Umgebung geschleudert werden, die sich auf der Außenseite Ihrer Maske befinden könnten. Sollte die Maske an der Innenseite durch Sekret verunreinigt und stark feucht sein, wechseln Sie die Maske. Durch die Feuchtigkeit verliert die Maske ihre Schutzfunktion.
Nein, es gibt keine Besonderheiten. Den Mund-Nasen-Schutz ziehen Sie genauso an- und aus wie ohne Sauerstoffbrille. Der Lungenfacharzt Prof. Dr. Rainald Fischer gibt allerdings zu bedenken: „Die Mund-Nasen-Bedeckung kann durch den Sauerstoffschlauch, der ja über die Wangen läuft, nicht ganz eng anliegen. Das heißt, dass geringfügig Ausatemluft in die Umgebung abgegeben wird. Sollten die Patienten eine FFP2 oder FFP3-Maske tragen, bieten diese keinen 100 % Schutz mehr, da Luft von außen durch den Spalt eindringen kann.“
Für die Durchführung eines Lungenfunktionstests müssen Sie die Maske abnehmen. Bei Röntgenuntersuchungen müssen generell Gegenstände aus Metall abgelegt werden, also auch Masken mit Metallbügel. Ziehen Sie die Maske sachgerecht aus: Erst Hände desinfizieren, dann Maske ablegen. Die Maske dabei nur an Bändern und Gummis berühren. Die Maske können Sie zwischenzeitlich in einem Behälter aufbewahren.
Legen Sie die Maske mit der Außenseite nach unten in einen sauberen Behälter, den Sie von zuhause mitbringen. Damit stellen Sie zwei Dinge sicher: Zum einen kommt die Außenseite Ihrer Maske nicht in Berührung mit möglicherweise verunreinigten Oberflächen. Zum anderen hinterlassen Sie keine Erreger auf der Ablagefläche, die sich auf der Außenseite Ihrer Masken befinden könnten. Der Behälter, in dem Sie die Maske kurzfristig aufbewahren, muss offenbleiben und unzugänglich für andere sein. Bei der Röntgenuntersuchung verbleiben Maske und Behälter in der Umkleidekabine. Für den Lungenfunktionstest können Sie den Behälter mit Maske zum Beispiel mit sich in die Lungenfunktionskabine nehmen und diese auf Ihrem Schoss festhalten. Bevor Sie sich die Maske nach der Untersuchung wieder anziehen, denken Sie an die Handdesinfektion.
Alternativ zur Zwischenlagerung der Maske können Sie nach jeder Untersuchung eine frische Maske anlegen. Das bedeutet aber: Wenn Sie an einem Tag Lungenfunktionsmessung und eine Röntgenuntersuchung haben, benötigen Sie drei Masken.
Nein, das sollten Sie nicht tun. Dieses Verhalten sieht man zwar häufig, ist aber falsch. Die Maske darf nicht unters Kinn geklemmt, nicht in die Haare geschoben, auch nicht nur an einem Ohr getragen und nicht außen an die Tasche gehängt werden. Dadurch können Erreger, die sich auf Haut, Haar, Kleidung oder Tasche befinden, auf die Innenseite der Maske gelangen und diese verunreinigen.
Daher müssen Sie die Maske zum Nase putzen, trinken, essen oder kurz durchatmen sachgerecht ablegen und zwischenzeitlich in einem Behälter aufbewahren, bevor Sie diese wieder anlegen. Denken Sie vor dem Anlegen der Maske bitte wieder an die Reinigung Ihrer Hände.
Die Maske kurzzeitig unter die Nase zu schieben, ist übrigens auch eine schlechte Idee. Damit reiben Sie sich Viren, die sich auf dem Rand der Maske befinden könnten, direkt unter oder sogar in die Nase.
Wenn Sie Ihre Maske über einen längeren Zeitraum tragen, kann das zu trockenen Schleimhäuten führen. Da trockene Schleimhäute anfälliger für Viren sind, ist es empfehlenswert, dem Austrocknen der Schleimhäute entgegenzuwirken. Achten Sie darauf, genug zu trinken. Außerdem können Sie Ihre Schleimhäute durch die Verwendung von Nasenspray, und Lutschpastillen mit Ectoin oder einer Nasensalbe pflegen.
Gründliches Händewaschen oder Desinfizieren vor dem Anziehen und nach dem Ablegen der Maske stellt sicher, dass keine Erreger von den Händen auf die Maske oder von der Maske auf die Hände übertragen werden. Beim Anlegen und Ablegen der Maske hantieren Sie in der Nähe von Kopf und Gesicht. Daher sollten die Hände möglichst frei von Schmutz und Viren sein.
Generell sollten Sie die Mund-Nasen-Maske so wenig wie möglich berühren und schon beim ersten Aufsetzen mit gereinigten Händen auf den perfekten Sitz achten. Wenn die Mund-Nasen-Maske dennoch verrutscht, können Sie diese wieder in die richtige Position bringen. Wichtig ist, dass Sie die Maske nur am Rand anfassen. Und auch hier gilt: Desinfizieren Sie sich vor und nach dem Berühren der Maske Ihre Hände mit einem Desinfektionsmittel. Es könnten sich Erreger auf Ihren Händen oder auf der Außenseite der Maske befinden.
Wenn die Brille beim Tragen des Mund-Nasen-Schutzes anläuft, liegt die Maske nicht eng genug an. Die warme und feuchte Ausatemluft entweicht durch den schmalen Spalt nach oben und trifft auf die kühleren Brillengläser. Die Brille beschlägt. Achten Sie darauf, dass die Maske eng an Nase und Wangenknochen anliegt. Das gewährleistet eine Gesichtsmaske mit Metallbügeln am besten. Der Mund-Nasen-Schutz darf die Brillengläser übrigens nicht bedecken.
Egal wann, wie oft oder in welchem zeitlichen Abstand Sie die Mund-Nasen-Maske benutzen, gehen Sie immer in der gleichen Art und Weise vor. Hier erhalten Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Anlegen der Maske:
Diese Vorgehensweise ist wichtig, um Innenseite und Außenseite des Mund-Nasen-Schutzes frei von Viren oder anderen Verunreinigungen zu halten. Viren, die sich auf der Innenseite der Maske befinden, könnten in Ihr Gesicht und auf die für Viren anfälligen Schleimhäute in Nase und Mund gelangen. Viren an der Außenseite der Maske könnten sich beim Husten oder Niesen durch den starken Atemstoß von der Außenseite der Maske lösen und in die Umgebung geschleudert werden.
Hier erhalten Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Ablegen der Maske:
Die Maske müssen Sie wechseln, wenn diese offensichtlich schmutzig, kontaminiert oder feucht ist. In der Regel gilt eine Maske unabhängig vom Material nach einer Tragedauer von circa drei bis vier Stunden als durchfeuchtet.
Der DAAB befürwortet das Tragen von Mund-Nasen-Masken zum Schutze der Bevölkerung gegen eine Infektion mit dem Coronavirus und sieht im Einsatz von einfachen Stoffmasken für die meisten Menschen keine Probleme. Das gelte auch für die meisten Asthma- und chronisch Lungenkranken.
COPD-Patienten empfiehlt die Deutsche Atemwegsliga in einem Info-Flyer zu COVID-19, weiterhin besonders gut auf die Hygieneregeln zu achten, Abstand zu halten, mögliche Infektionsquellen zu meiden und die pneumologische Praxis nur bei akutem Bedarf aufzusuchen. Des Weiteren sei es wichtig, die verordnete Therapie unbedingt fortzusetzen.
Der Mukoviszidose e. V. verweist in einer Stellungnahme vom 5. Mai 2020 gegenüber dem PARI Blog darauf: „Die inzwischen beim Einkaufen und im ÖPNV verpflichtend zu tragenden Mund-Nasen-Bedeckungen (auch: Community Masken) dienen eher dem Schutz der Umgebung als dem Eigenschutz, indem sie verhindern, dass der Träger beim Husten oder Niesen potenziell infektiöse Tröpfchen in die Umwelt schleudert. Dadurch kann das Übertragungsrisiko für das Coronavirus verringert und die Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der Bevölkerung reduziert werden. Einen sicheren Schutz vor dem Coronavirus für den Träger selbst bieten nur FFP3-Schutzmasken, die aber abgesehen davon, dass sie derzeit schwierig zu beschaffen sind, für CF-Betroffene das Problem einer erschwerten Atmung mit sich bringen können. Unsere wichtigste Empfehlung an CF-Betroffene ist daher neben dem Tragen eines einfachen Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit nach wie vor: Beachtung der Abstandsregeln und sorgfältige Einhaltung der Hygienemaßnahmen.“
Der Kartagener Syndrom und Primäre Ciliäre Dyskinesie e. V. äußert sich auf unsere Anfrage wie folgt: „Grundsätzlich befürworten wir das Tragen von Mund-Nasen-Masken, da Menschen damit aufeinander Rücksicht nehmen und sich gegenseitig vor einer Infektion schützen. Damit sind automatisch auch Menschen mit Primärer Ciliärer Dyskinesie, die zur Risikogruppe zählen, besser geschützt. Etliche unserer Mitglieder (besonders die stark Betroffenen) isolieren sich bereits seit Beginn der Pandemie so gut wie möglich selbst. Da dies kein dauerhafter Zustand sein kann, sind sie auf die Solidarität der Gesellschaft und das Maskentragen aller angewiesen. Menschen mit PCD haben häufig Probleme mit der Nasenatmung und oft auch generell mit der Atmung. Eine Mund-Nasen-Bedeckung kann die Probleme verstärken. Daher erscheinen uns Ausnahmeregelungen hinsichtlich der Maskenpflicht wichtig.“
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keine offizielle Empfehlung dar, sondern ist als Hilfestellung für den Umgang mit MNS im Alltag zu verstehen. Der Beitrag wurde Anfang Mai 2020 erstellt und basiert auf Informationen und Empfehlungen, die zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung standen.
Mehr zum Thema Coronavirus auf dem PARI Blog:
Quellen für diesen Beitrag:
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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