Montag, 25. Januar 2021
Eine intensive und lange Anwendung von Nasensprays mit sogenannten Sympathomimetika als Wirkstoff kann zu einem Gewöhnungseffekt führen. Dieser Gewöhnungseffekt wird landläufig auch als Nasenspray-Abhängigkeit bezeichnet. Im Gespräch mit dem PARI-Blog klärt die Apothekerin Carolin Galonska über die Folgen einer Nasenspray-Abhängigkeit auf und gibt Tipps, wie Sie von herkömmlichen Nasensprays loskommen können.
Carolin Galonska: Nein, nicht jedes Nasenspray macht abhängig. Es gibt auch Nasensprays ohne Gewöhnungseffekt. Diese beinhalten keine Sympathomimetika, also können sie auch nicht abhängig machen. Denn in herkömmlichen abschwellenden Nasensprays befinden sich als Wirkstoff Sympathomimetika, wie Xylometazolin oder Oxymethazolin. Diese Wirkstoffe sind es, die den sogenannten Rebound-Effekt und bei den Patienten das Bedürfnis auslösen, immer wieder und immer häufiger sprühen zu müssen. Das schnellere und stärkere Anschwellen der Nasenschleimhaut, bei längerem Gebrauch von abschwellenden Nasensprays, wird als Rebound- Effekt bezeichnet.
Carolin Galonska: Die Folgen des Gewöhnungseffektes sind bei jedem Betroffenen ein bisschen anders. Bei vielen schwillt durch den Rebound-Effekt die Nasenschleimhaut schneller wieder an. Das Gefühl der verstopften Nase tritt dadurch auf, und die Betroffenen haben das Gefühl, schlechter Luft zu bekommen. Dagegen sprühen sie dann an. Oft kommt es auch zu einer trockenen Nase oder Borkenbildung. Auch dieses unangenehme Gefühl löst bei Betroffenen den Reiz aus, das Nasenspray anwenden zu müssen. Es ist sozusagen ein Teufelskreis. Der Betroffene empfindet Luftnot oder ein unangenehmes Gefühl. Dagegen arbeitet er mit einem herkömmlichen Nasenspray an, aber dieses Verhalten verschlimmert seine Symptome. Deswegen greifen die Betroffenen irgendwann schneller und häufiger zum Nasenspray, verabreichen sich mehr Sprühstöße als empfohlen und haben das Gefühl, dass es ohne das Spray nicht mehr geht.
Carolin Galonska: Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Was funktioniert, hängt immer auch vom Betroffenen, der Ausprägung seiner Symptome und den Umständen ab. Eine gängige Methode ist, die Dosierung zu reduzieren. Hierfür kann man zum Beispiel ein Nasenspray für Kinder mit geringerer Wirkstoffdosis benutzen. Eine Möglichkeit ist auch, nur vorm Schlafen ein herkömmliches Spray anzuwenden und tagsüber ausschließlich eines auf Salzwasserbasis. Oder man sprüht immer nur in ein Nasenloch das herkömmliche Spray und in das andere ein Nasenspray ohne Gewöhnungseffekt. Nasensprays auf Basis von hypertoner Salzlösung haben auch einen leicht abschwellenden Effekt. Andere Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Captomucil lösen Nasenschleim. Hilfreich können auch Nasenduschen mit Salzlösung oder Inhalationen mit einem Vernebler sein. Ziel ist immer, dass Betroffene das Gefühl der verstopften oder trockenen Nase lindern können, ohne auf das herkömmliche Nasenspray zurückzugreifen.
Carolin Galonska: Es ist eine Umstellung für den Körper, für die er Zeit braucht. Dessen müssen sich Betroffene bewusst sein. Das Gefühl einer verstopften oder trockenen Nase kann zu Beginn etwas stärker ausfallen. Hier gilt es Durchhaltevermögen zu beweisen.
Carolin Galonska hat in Münster Pharmazie studiert und eine Weiterbildung zur Arzneimitteltherapiesicherheitsmanagerin (AMTS-Management) abgeschlossen. Sie arbeitet seit 2019 als Apothekerin in der Marien-Apotheke Ochtrup (https://www.ochtrup-apotheke.de/).
Hinweise: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.
Der Inhalt des Beitrags stellt außerdem keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Facharzt und Physiotherapeuten abzusprechen.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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