Donnerstag, 8. Dezember 2022
Plagt Sie quälender Husten? Wir haben Tipps und Techniken von der Atemphysiotherapeutin für Sie, wie Sie bei trockenem Reizhusten und verschleimten Atemwegen sanft und bronchienschonend abhusten.
Husten ist ein Reinigungs- und Schutzmechanismus der Atemwege. Warum wir husten, kann unterschiedliche Gründe haben. Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie Asthma, Bronchiektasien, COPD oder Mukoviszidose leiden regelmäßig an Husten – weil die Atemwege verschleimt, verengt, gereizt oder entzündet sind.
Eine Reizung und Verschleimung der Atemwege tritt auch bei gesunden Menschen auf, wenn ein akuter Infekt der unteren Atemwege vorliegt. Das kann zum Beispiel bei viral bedingten Erkältungen, COVID-19 oder einer Grippe-Erkrankung der Fall sein. Auch Bakterien können eine Entzündung der Lunge und Husten auslösen.
Husten ist ein Reflex, weswegen viele Menschen einfach darauf loshusten. Allerdings kann starkes Husten die Bronchien weiter reizen und bei chronischen Lungenpatienten teils schädigen. Daher sollten Sie Hustenattacken möglichst vermeiden. Wenn Sie husten, sollten Sie die richtige Hustentechnik anwenden, die sanftes Abhusten ermöglicht.
Atemphysiotherapeutin Marlies Ziegler arbeitet in ihrer Praxis regelmäßig mit Patienten, die akut oder chronisch Probleme mit der Lunge und mit Husten haben. Sie erklärt die richtige Husten-Technik und hat Tricks, wie Sie Husten vermindern können.
Gehen Sie dem Hustenreiz nicht unkontrolliert nach, sondern versuchen Sie diesen zu steuern. Versuchen Sie kontrolliert zu hauchen anstatt gewaltsam zu husten. Bewusstes Hauchen ist eine Atemtechnik und wird Huffing genannt.
Wenn Sie husten, dann bitte kurz, gezielt und kontrolliert. Atemtechniken und Tipps, wie Sie einen Hustenreiz kontrollieren und Hustenattacken vermeiden können, gibt es hier.
Auch wenn die meisten intuitiv mit offenem Mund husten, sollten Sie lieber gegen die geschlossenen Lippen husten. Dadurch kollabieren die Bronchien nicht so stark und schnell. Ein Zusammenfallen der Bronchien fördert den Hustenreiz weiter. Außerdem gerät eine Hustenattacke mit geöffnetem Mund einfacher aus Kontrolle und führt manchmal zu Übelkeit oder Erbrechen.
Sollten Sie mit Ihren Lippen dem Druck des Hustens nicht standhalten können, drücken Sie Ihren Handrücken gegen den Mund und husten Sie dagegen. Eine weitere Möglichkeit ist das Husten in den sogenannten Fausttunnel (leicht geschlossene Faust). Sollten Sie unterwegs sein, können Sie – je nach Beweglichkeit – gegen Ellenbeuge oder Arm husten. Wichtig ist, dass die Lippen Ellenbeuge beziehungsweise Arm während des Hustens berühren. Ein leichtes Blähen der Wangen während des Hustens kann sinnvoll sein – egal bei welcher der beschriebenen Varianten.
Das Husten gegen Hand, Faust oder Arm hat einen ähnlichen Effekt wie das Husten gegen geschlossene Lippen. Es bildet sich auch hier eine kleine Luftbarriere, die bis zu den Bronchien reicht. Die Schleimhäute prallen nicht so stark aufeinander und kollabieren nicht.
Denken Sie daran, sich nach dem Husten in Hand oder Fausttunnel die Hände zu waschen oder zu desinfizieren!
Extra-Tipp: Den Fausttunnel können Sie auch als Atemtechnik gegen Hustenreiz anwenden und einen Anfall abwenden.
Auch wenn die Verlockung groß ist, beim Husten durch den Mund einzuatmen, sollten Sie bewusst durch die Nase einatmen. Die Mundatmung kann die Reizung noch verstärken, weil die einströmende Luft zum Beispiel kalt ist oder sich ein Gefühl eines ausgetrockneten Rachens verstärkt. Aber auch unabhängig vom Husten ist die Nasenatmung empfehlenswert, da sie gesünder ist und viele Vorteile gegenüber der Mundatmung hat.
Nehmen Sie beim Husten eine möglichst entlastende Körperhaltung ein. Setzen Sie sich, beugen Sie sich nach vorne und legen Ihre Arme auf den Oberschenkeln ab. Wenn Sie im Stehen husten, beugen Sie Ihren Oberkörper nach vorne und stützen Sie sich mit den Armen zum Beispiel auf dem Fensterbrett, dem Treppengeländer oder auf einer Stuhllehne ab. Sie können auch eine andere atemerleichternde Körperhaltung anwenden wie den Kutschersitz oder die Torwartstellung. Hier finden Sie Anleitungen zu atemerleichternden Körperhaltungen.
Sollte Sie über mehrere Wochen hinweg mehrmals am Tag husten müssen (zum Beispiel wegen einer chronischen Lungenerkrankung oder Post-Covid), drehen Sie sich beim Husten leicht seitlich ein – ungefähr so weit, wie wenn Sie in die Ellenbeuge husten. Das schont den Beckenboden und hilft, einer Beckenbodenschwäche vorzubeugen. Denn Husten kann Beckenbodenschwäche und Inkontinenz begünstigen.
Auch Menschen, die bereits eine Beckenbodenschwäche haben, sollten sich leicht seitlich eindrehen, um den Beckenboden zu schonen.
Gerade bei trockenem, unproduktivem Husten – wenn Sie also keinen Schleim in den Bronchien spüren – gilt: Den Husten so weit wie möglich hinauszögern, im Idealfall ganz zu vermeiden. Das geht doch nicht, denken Sie? Geht schon! Hier finden Sie Tipps, wie Sie Hustenreiz stoppen und Hustenattacken vermeiden können.
Sollte Ihr Husten produktiv sein, sich also Schleim in Ihren Bronchien befinden, dann ist Husten gut. Wobei auch hier gilt, dass Sie möglichst wenig husten sollten. Husten Sie also erst, wenn der Schleim schon möglichst weit oben ist. Es gibt Atemtechniken und Übungen, die helfen den Schleim zu mobilisieren und diesen ohne Husten möglichst weit nach oben zu transportieren.
Schmerzen – auch beim Husten – sollten Sie immer vermeiden. Treten die Schmerzen tief in der Lunge oder am Brustkorb auf, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Außerdem können Sie Hausmittel und Tipps gegen schmerzhaften Husten anwenden.
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Marlies Zieger entstanden. Sie arbeitet als niedergelassene Physiotherapeutin in München. Ihr Schwerpunkt liegt auf Atemphysiotherapie. Seit über 20 Jahren behandelt sie Patienten mit chronischen obstruktiven und restriktiven Atemwegserkrankungen, wie Asthma, COPD, Mukoviszidose (CF) und Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD).
Hinweis: Der Inhalt des Beitrags stellt keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Facharzt und Physiotherapeuten abzusprechen.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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