Montag, 31. Januar 2022
Eine effektive Inhalation mittels Asthmasprays oder anderen Dosieraersolen klappt bei Kindern meist nur mit einem Spacer. Warum das so ist und was man beim Einsatz einer Inhalierhilfe beachten sollte, erklärt die Lungenfachärztin für Kinder, Dr. Franziska Stieglitz, im Gespräch.
Dr. Franziska Stieglitz: Im Grunde genommen sollte bei allen Kindern bis zu einem Alter von circa sechs bis acht Jahren eine Inhalierhilfe zum Einsatz kommen, die aufgrund eines Asthmas, obstruktiver Bronchitis, eines überempfindlichen Bronchialsystems oder ähnlichen chronischen Lungenerkrankungen mit einem Dosieraerosol, oder Spray inhalieren müssen.
Die Koordination, das Spray auszulösen und zeitgleich mit einem Atemzug tief einzuatmen, ist sehr schwierig. Es erfordert in allen Altersgruppen Übung und gelingt im Kleinkindalter zumeist noch nicht.
Die Nutzung einer Inhalierhilfe setzt diese Koordinationsfähigkeit nicht voraus. Die Kinder inhalieren mit einem Spacer das Medikament meist richtig. Auch bei älteren Kindern, die retardiert sind, ist der Einsatz einer Inhalierhilfe empfehlenswert. Zudem sollten Kinder und Jugendliche mit einer stark eingeschränkten Lungenfunktion einen Spacer nutzen. Denn bei ihnen reicht oft die Inspirationskraft, also die Einatemkraft, nicht mehr aus, um das Inhalat tief in die Bronchien zu bringen.
Dr. Franziska Stieglitz: Weil sich das Medikament ohne den Einsatz einer Inhalierhilfe überwiegend nur im Mund, auf der Zunge, im Rachen ablagern würde und dann nicht den gewünschten Effekt in den Bronchien entfalten kann. Kinder inhalieren mit dem Spacer atemwegserweiternde Medikamente, Steroide und/ oder Fix-Kombinationen aus Bronchodilatatoren und Kortison. Die Dosis ist auf jeden Patienten abgestimmt. Es ist wichtig, dass das Medikament in der verordneten Dosierung in die Bronchien gelangt.
Dr. Franziska Stieglitz: Unbedingt. Gerade bei Säuglingen ist es wichtig, dass Eltern mit dem Kind unter Zuhilfenahme eines Spacers inhalieren. Denn je jünger das Kind ist, umso weniger kann es Sprühstoß und Atmung aufeinander abstimmen. In der Vorschaltkammer wird das Medikament gesammelt, so dass das Kind Zeit hat, es über mehrere Atemzüge hinweg einzuatmen. Dabei hat insbesondere die VORTEX Inhalierhilfe bei der Inhalation mit Babys mehrere Vorteile. Zum einen erleichtert eine Einhand-Bedienhilfe die Inhalation, weil Eltern zum Festhalten und Auslösen des Medikamenten-Sprays nur eine Hand benötigen. Die andere Hand haben sie frei und können damit ihr Kind halten.
Zum anderen gibt es für die VORTEX abnehmbare Maskenaufsätze. Babys und Kleinkinder überfordert die Inhalation mit einem Mundstück, weil dieses während der Inhalation mit dem Mund dauerhaft fest umschlossen werden muss. Wird das Mundstück aber nicht richtig umschlossen, entweicht das Medikament über die Mundwinkel in die Luft, anstatt vollständig in die Bronchien zu gelangen. Mit einer Maske kann dies nicht passieren. Eltern halten ihrem Kind die Maske für einige Atemzüge dicht über Nase und Mund. Das Medikament gelangt somit in die Lunge.
Zum dritten wächst die VORTEX mit. Denn es gibt nicht nur Masken in unterschiedlichen Größen, sondern diese kann auch durch ein Mundstück ersetzt werden ohne dass eine neue VORTEX angeschafft werden muss. Der Wechsel von Maske auf Mundstück erfolgt ungefähr in einem Alter von drei bis vier Jahren.
Dr. Franziska Stieglitz: Bei Säuglingen und kleinen Kindern steht man manchmal vor der Schwierigkeit, dass diese schon zu schreien beginnen, wenn sich ihnen ein Fremder nähert. Hier demonstrieren wir die Handhabung und Ablauf der Spacer-Inhalation an einer Handpuppe, Kuscheltier oder großen Puppe. Wir nehmen die Puppe auf den Schoß und spielen den Vorgang mit der Puppe durch. Meist finden die Kinder das interessant und machen die Inhalation dann mit ihren Eltern nach.
Dr. Franziska Stieglitz: Die Anwendung einer Inhalierhilfe ist grundsätzlich einfach. Wichtig ist trotzdem, dass Kinder und Eltern gezeigt bekommen, wie sie damit inhalieren sollen und dies auch geübt wird. Bei uns in der Praxis ist es daher üblich, dass wir den Patienten und Patientinnen bereits bei Voruntersuchungen zeigen, wie die Inhalation mit einem Spacer funktioniert. Wir machen es erst vor und leiten dann die Kinder bzw. Eltern entsprechend an, wenn sie die Inhalierhilfe zum ersten Mal benutzen. Die richtige Handhabung des Spacers besprechen und wiederholen wir bei jedem Termin, da sich manchmal Fehler einschleichen. Ein Beispiel: Viele Kinder müssen zwei Sprühstöße inhalieren. Ein häufiger Fehler dabei ist, dass beide Sprühstöße zu Beginn der Inhalationstherapie ausgeführt werden. Richtig wäre aber einmal sprühen, dann einatmen und dann erst zum zweiten Mal sprühen und nochmal einatmen. Ein weiterer Fehler passiert bei der Umstellung von Maske auf Mundstück. Eltern und Kinder lassen manchmal den Spacer weg und das Kind inhaliert ohne die Vorschaltkammer mit dem Spray, obwohl es koordinativ dazu noch nicht in der Lage ist.
Dr. Franziska Stieglitz: Die meisten Kinder sprühen das Medikament ohne Spacer auf die Zunge oder den Rachen. Erfahrungsgemäß bleiben dort 50 bis 60 Prozent des Medikaments kleben, was die Wirkung entsprechend reduziert. Dies hat nach einer Weile Folgen und zeigt sich an einer jeweils schlechteren Atmung, Belastbarkeit und Lungenfunktion. Daher ist es wichtig, Kinder nicht nur generell zur Inhalation mit dem Sprays, sondern auch zur Verwendung der Vorschaltkammer zu motivieren.
Dr. Franziska Stieglitz: Das hängt davon ab. Es gibt Medikamente, die sehr bitter schmecken. Wenn ein Kind aufgrund des Geschmacks nicht inhalieren möchte, suchen wir nach einem alternativen Medikament, das besser schmeckt. Verweigert das Kind grundsätzlich die Inhalation, sollte man mit Tricks und Belohnungen arbeiten. Dadurch verbinden die Kinder mit der Inhalation ein positives Gefühl und führen die Therapie lieber durch. Druck und Drohungen hingegen helfen in den meisten Fällen nicht.
Dr. Franziska Stieglitz: Ja, das ist zu empfehlen. Vor allem ist dies wichtig für Kinder mit Asthma, wenn sie im Falle eines Anfalls das Spray anwenden müssen. Bei einem Asthmaanfall gerät die Atmung außer Kontrolle, die Betroffenen geraten vielleicht in Panik. Da ist es umso wichtiger, dass das Medikament richtig inhaliert wird und die komplette Dosis in den Bronchien ankommt.
Über Dr. Franziska Stieglitz
Dr. med. Franziska Stieglitz arbeitet seit ca. 15 Jahren als Kinderpneumologin, seit 10 Jahren in einer pädiatrischen Gemeinschaftspraxis mit Schwerpunkt Kinderpneumologie und Allergologie in Mannheim.
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Hinweise: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.
Der Inhalt des Beitrags stellt außerdem keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Hausarzt oder Facharzt abzusprechen.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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