Dienstag, 3. März 2020
Laufen, um Menschen zu helfen, denen etwas schneller die Luft ausgeht. Wir sind stolz auf unsere PARI RunAIR, die ihre Challenge in 2019 mit Bravour gemeistert haben. Das erlaufene Spendengeld in Höhe von 15.000 Euro kommt in diesem Jahr der Arbeitsgemeinschaft Lungensport in Deutschland e.V. zugute. Wir wollten von deren Vorsitzenden, Prof. Dr. med. Heinrich Worth, im Interview mehr über die gezielte Bewegungstherapie für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen erfahren.
Professor Dr. Worth: Eine ärztliche Untersuchung ist vor Aufnahme eines Patienten mit einer chronischen Lungenkrankheit wie COPD oder Asthma in eine ambulante Lungensportgruppe durchzuführen, um eine potentielle Gefährdung des Patienten durch körperliches Training zu erkennen. Notwendig sind eine Mindestbelastbarkeit von 25 W über 2 Minuten auf dem Fahrradergometer, eine Sauerstoffsättigung von mehr als 90% unter Belastung (ggf. unter Sauerstoffgabe), Blutdruckwerte unter 220 mmHg für den systolischen bzw. 120 mmHg für den diastolischen Blutdruck bei 25 W sowie das Fehlen von Durchblutungsstörungen im Bereich der Herzkranzgefäße und von Herzrhythmusstörungen. Der am Lungensport teilnehmende Patient soll auch am Tag der Sporteinheit infektfrei sein. Die Patienten sollen sich in einer stabilen Phase ihrer Erkrankung befinden.
Professor Dr. Worth: Die meist wöchentlich stattfindende Übungseinheit einer Lungensportgruppe umfaßt eine Einleitungsphase (Überprüfung und Dokumentation der Befindlichkeit), eine Vorbereitungsphase, eine Hauptphase, die mindestens 50% der Übungseinheit umfassen soll, eine Nachbereitungsphase und zum Ausklang ein Gruppengespräch mit den Teilnehmern, auch um eventuell ein Training außerhalb der Lungensportgruppe zu ermöglichen. Die eigentliche Trainingseinheit beginnt mit der kontrollierten Aufwärmphase, um eine Anpassung von Atmung und Muskulatur an eine höhere Belastung zu ermöglichen. In der sich anschließenden Hauptphase werden verschiedene Formen der Ausdauer, Kräftigung und Koordination trainiert. Die Nachbereitungsphase beinhaltet z.B. Elemente verschiedener Entspannungsverfahren, der Atemtherapie, Dreh- und Dehnlagen. Insgesamt dauert eine Übungseinheit 60 bis 90 Minuten. Das Trainingsprogramm kann gerätegestützt oder nicht gerätegestützt erfolgen. Bisher wird für ambulante Lungensportgruppen nur das nicht gerätegestützte Training bezahlt. Die Gruppengröße liegt bei maximal 15 Teilnehmern, die von einer für das Training von Lungenkranken ausgebildeten Übungsleiterin betreut werden.
Professor Dr. Worth: Als Übungsleiter benötigt man eine Lizenz, die nach einem Lehrgang von mehr als 80 Stunden vom Deutschen Behindertensportverband vergeben wird und über die AG Lungensport aufgefrischt werden kann. Es besteht ein Mangel an Übungsleitern, so dass Bewerbungen für diese Aufgabe willkommen sind.Die Ausbildung kann auch von primär nicht in Gesundheitsberufen Tätigen, z. B. Hausfrauen, durchlaufen werden. Sportherapeuten bzw. Physiotherapeuten können mit einer verkürzten Ausbildungsdauer Übungsleiter werden.
Professor Dr. Worth: Die Kosten werden insbesondere bei Patienten mit COPD bzw. Asthma über 120 Übungseinheiten und damit bis zu 3 Jahren von der Krankenkasse übernommen. Eventuell kann auch eine Verlängerung stattfinden.
Professor Dr. Worth: Nach meiner Kenntnis bestehen in Ballungsräumen eine Reihe aktiver Lungensportgruppen, eine flächendeckendes Angebot liegt für den Lungensport jedoch noch nicht vor.
Professor Dr. Worth: Körperliche Aktivität und Training hilft chronisch Lungenkranken, mit der eingeschränkten Leistungsfähigkeit ihrer kranken Lunge mehr Leistung zu bringen und damit den Alltag besser bewältigen zu können, eine höhere Lebensqualität und sogar eine höhere Lebenserwartung zu erlangen.
Professor Dr. Worth: Zweifellos. Bedenken Sie die besseren Möglichkeiten der Kommunikation, wenn ein zu Atemnot neigender Patient nach Teilnahme am Lungensport wieder im Supermarkt einkaufen kann oder die Treppe zum Nachbarn steigen kann.
Professor Dr. Worth: Ärzte und betroffene Patienten sollten die Angebote zu Bewegungstherapie in ambulanten Lungensportgruppen besser nutzen. Für ein fächendeckendes Angebot fürLungensport bedarf einer größeren Zahl kompetenter Übungsleiter, die auch eine höhere Vergütung verdienen.
Professor Dr. Worth: Als Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland ist für mich die Erfahrung unserer Übungsleiterin und der Teilnehmer der Gruppe wichtig, um die Bedingungen für den ambulanten Lungensport zu verbessern.
Professor Dr. Worth: Ja! Wir üben die korrekte Inhalationstechnik der meist inhalativ applizierten Medikamente bei Lungenkranken und bauen Elemente der Patientenschulung in die Übungseinheiten ein.
Professor Dr. Worth: Hierzu kann man die Geschäftsstelle der AG Lungensport in Deutschland kontaktieren (www.lungensport.org).
Hier lesen Sie mehr über die PARI RunAIR Aktion und die Pressemitteilung zur Spendenübergabe:
Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise des Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.
Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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