Sport mit COPD? Eberhard Jordan will hoch hinaus, trotz seiner Erkrankung

Eberhard Jordan leidet an COPD im 4. Grad, was Endstadium bedeutet. Trotzdem gehört Sport zu seinem Alltag. Einfach nur Sport reicht ihm aber nicht. Er stellt sich am Welt-COPD-Tag, dem 20. November, seiner persönlichen Challenge und möchte den Wiener Donauturm besteigen. Ganze 776 Stufen gilt es steigen, was mehr als 50 Stockwerken entspricht. Im Interview erzählt er, was ihn dazu antreibt und wie er mit COPD diese sportliche Herausforderung meistern möchte.

PARI-Blog: Sie haben COPD, Herr Jordan. Wie geht es Ihnen?

Eberhard Jordan: Jetzt sage ich ganz frech: ‚Mir geht es gut.‘ (lacht) Ich stehe morgens auf und finde den Tag schön, übrigens auch, wenn es regnet. Ich wandere zufrieden durch den Tag. 2014 habe ich um mein Leben gekämpft. Heute kämpfe ich darum, ob ich 5 Kilometer vielleicht noch schneller gehen kann und, ob ich noch ein bisschen mehr Muskelmasse zusammenbringe. Insofern ist alles Bestens.

PARI-Blog: Das ist schön. Aber warum haben Sie 2014 um Ihr Leben gekämpft?

Eberhard Jordan: Da hatte ich meinen totalen gesundheitlichen Zusammenbruch. Ich wurde auf die Intensivstation eingeliefert, die Ärzte diagnostizierten COPD im Endstadium. Nach der Entlassung aus dem Spital konnte ich nicht mal mehr 10 Meter ohne Hilfe gehen, hatte Angst alleine das Haus zu verlassen. Die Situation war schrecklich und ganz anders als heute, wo ich mir sogar sportliche Herausforderungen zutraue.

 

PARI-Blog: Sie spielen auf Ihre COPD-Challenge an, bei der Sie auf den Wiener Donauturm besteigen wollen, richtig? Was hat es damit auf sich?

Eberhard Jordan: Richtig.Anlässlich des Welt-COPD-Tages 2019 werde ich den Wiener Donauturm besteigen. Meine Motivation für diese Aktion ist, mehr Aufmerksamkeit für die Krankheit in der Öffentlichkeit zu erwecken. Außerdem möchte ich zeigen, dass man trotz COPD aktiv sein kann und vermitteln, dass Bewegung ein wichtiger Baustein innerhalb der COPD-Therapie ist. Bereits 2018 habe ich mich einer persönlichen COPD-Challenge gestellt und bin damals die 343 Stufen des Südturms des Wiener Stephansdom gestiegen. In diesem Jahr lege ich eine Schippe drauf und steige auf den Donauturm. Das werden 776 Stufen sein.

PARI-Blog: Wie bereiten Sie sich auf das Steigen der 776 Stufen vor?

Eberhard Jordan: Ich trainiere seit 4 Monaten einmal die Woche zusammen mit meinem Physiotherapeuten gezielt Treppen steigen. Ich steige in jeder Trainingseinheit 760 bis 1.000 Stufen. Außerdem mache ich noch drei Mal die Woche zuhause Sport: Ausdauertraining am Ergometer, Krafttraining mit Hanteln und Terraband, Beweglichkeit- und Geschicklichkeitstraining sowie Atemmuskeltraining.

PARI-Blog: Werden Sie die Besteigung des Donauturms schaffen? Wie wird es laufen?

Eberhard Jordan: Momentan sieht es gut aus. Der Schlüssel zum Erfolg wird das Tempo sein. Ich darf nicht zu schnell gehen. Mein Physiotherapeut und auch mein Arzt werden mich bei der Challenge begleiten. Mein Physiotherapeut macht das Tempo. Ich konzentriere mich auf seine Füße, auf die Atmung, so dass ich konsequent und gleichmäßig durch die Nase ein und durch den Mund mit der Lippenbremse ausatme, und steige dem Physiotherapeuten hinterher. Ich werde die Stufen sozusagen hochmeditieren. Mein Arzt wird dabei sein, um meinen gesundheitlichen Zustand zu überwachen und für den Notfall da zu sein. Bei 776 Stufen und COPD kann Sauerstoffmangel dann doch eventuell zum Thema werden. Deswegen hat mein Arzt Sauerstoff dabei, falls ich versorgt werden muss.

PARI-Blog: Sie haben vorher erwähnt, dass auch Atemmuskeltraining Bestandteil Ihres Sportprogramms ist. Was ist Atemmuskeltraining?

Eberhard Jordan: Beim Atemmuskeltraining atme ich durch ein sogenanntes PEP-System aus. Damit kann ich meine Lunge gut entblähen. Durch die COPD bleibt zu viel alte Atemluft in meiner Lunge zurück, die ich normal nicht abatmen kann. Durch das PEP-System bekomme ich diese alte Luft aus meiner überblähten Lunge heraus und danach besser frische Luft hinein. Das tut mir gut.

PARI-Blog: Welche Therapie machen Sie noch aufgrund der COPD?

Eberhard Jordan: Ich inhaliere zwei Mal täglich drei unterschiedliche Dosieraerosole. Dazu nutze ich eine Inhalierhilfe. Ich habe das Gefühl, dass ich damit bewusster inhaliere und das Medikament besser und vollständiger in die Lunge bekomme.

PARI-Blog: Warum ist Ihrer Meinung nach Therapie wichtig?

Eberhard Jordan: Ich kann nur jedem raten, seine Medikamente zu nehmen, Atemmuskeltraining mit dem PEP und Sport zu machen. Dadurch kann man seinen Zustand halten oder sogar verbessern. Dadurch hat mein Leben wieder an Qualität gewonnen.

PARI-Blog: Herr Jordan, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihre COPD-Challenge.


Über Eberhard Jordan

Bei Eberhard Jordan wurde 2000 COPD diagnostiziert. Seit 2014 leidet er an COPD im 4. Grad. Seit 2017 betreibt er einen Blog zum Thema Aktives Leben mit COPD. Außerdem berichtete er in einem zweiten Blog über seine Aktion myCOPD-Challenge. Damit setzt er sich dafür ein, dass der schwerwiegenden Lungenerkrankung COPD in der Öffentlichkeit mehr Beachtung geschenkt wird.


Hinweise: Fotos inkl. Teaserbild zur Verfügung gestellt von Eberhard Jordan. Fotografen: Christoph Hopf, Andreas W. Rausch, Inka Schleicher.

Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise des Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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