Sport mit Primärer Ciliärer Dyskinesie – eine Hobbyläuferin berichtet

Christine Braune leidet an Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD). Die Erbkrankheit erschwert ihr die Atmung und macht sie anfälliger für Infekte. Trotzdem kann sie sich ein Leben ohne Laufsport nicht mehr vorstellen. Warum das so ist, schildert sie im Interview.

PARI-Blog: Sie gehen regelmäßig joggen, trotz Ihrer PCD-Erkrankung. Wie sind Sie dazu gekommen?

Christine Braune: Mit regelmäßigem Sport habe ich erst im Erwachsenenalter angefangen und zwar mit der Diagnose Primäre Ciliäre Dyskinesie. Meine Fachambulanz wies mich damals darauf hin, dass ich mir einen Ausdauersport suchen solle, um fit zu bleiben und die Lunge zu trainieren. Lange Zeit wusste ich nicht, was der Grund für meine gesundheitlichen Beschwerden war. An Sport traute ich mich gar nicht erst zu denken, weil ich sowieso ständig krank, müde und unfit war. Daher war die Diagnose damals für mich eine Offenbarung und Erleichterung. Ich wollte alles tun, um meinen gesundheitlichen Zustand zu verbessern. Das bedeutete neben der Inhalation für Lunge und Nase eben auch regelmäßiges Sporttreiben. Laufen lag für mich nahe, da es einfach umzusetzen ist und man abgesehen von Bekleidung und Laufschuhen keine Ausrüstung braucht. 

PARI-Blog: Turnschuhe an und los geht der einstündige Dauerlauf – oder wie können wir uns den Beginn Ihres Lauftrainings vorstellen?

Christine Braune: Nein, so war das definitiv nicht. Ich musste mich langsam herantasten. Schließlich war mein gesundheitlicher Zustand schlecht. Ich griff auf einen Trainingsplan aus dem Internet zurück mit dem Ziel, nach 10 Wochen 30 Minuten Dauerlauf absolvieren zu können. Ich startete mit Gehen bzw. mit Intervall-Training: fünf Minuten Laufen, drei Minuten Gehen, fünf Minuten Laufen, drei Minuten gehen usw. Nach zehn Wochen schaffte ich es tatsächlich, 30 Minuten durchzujoggen.

PARI-Blog: Wie trainieren Sie heute? Welche Ambitionen haben Sie?

Christine Braune: Heute laufe ich zwei bis drei Mal die Woche immer zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Von der Distanz her schaffe ich da circa fünf bis acht Kilometer. Kleine Gehpausen brauche ich manchmal trotzdem noch. Immer dann, wenn meine Nase durch die Primäre Ciliäre Dyskinesie bedingt läuft, und ich mir diese putzen muss. Aber ich weiß, dass ich trotz PCD fünf Kilometer unter einer halben Stunde schaffe. Daran freut mich besonders, dass ich fitter bin als so mach gesunder Kollege. Aber ich mache mir keinen Druck. Die Bewegung macht mir Freude. Ich fühle mich besser durch den Sport und dieser trägt zu meiner gesundheitlichen Stabilität bei. Seit Anfang 2018 habe ich auch vermehrt an Laufveranstaltungen teilgenommen, wie dem Schweriner Nachtlauf und dem Mittsommernachtslauf in Krakow am See. Es handelt sich meist um 5-Kilometer-Läufe. Der Wettbewerb motiviert mich, und es ist beruhigend zu sehen, dass ich dort mit Gesunden mithalten kann. 2018 habe ich insgesamt an 12 Läufen teilgenommen. Die beste Platzierung konnte ich in beim Lauf der Prignitzer Moormeile in Bad Wilsnack erreichen – Platz 1 in meiner Altersklasse – mit einer Zeit von 49`23 Minuten auf 7,8 Kilometer. Ich stand mit zwei weiteren Frauen auf dem Treppchen und ich hatte gewonnen, obwohl ich Primiäre Ciliäre Dyskinesie habe. Das war mein größter Gewinn: mithalten, durchhalten, siegen!

PARI-Blog: Inhalationstherapie gehört bei PCD-Patienten zum Alltag. Würde es sich auf Ihre Laufleistung auswirken, wenn Sie nicht inhalieren würden?

Christine Braune: Auf jeden Fall. Auf lange Sicht wäre ich ohne Inhalation im Sport eingeschränkt und deutlich weniger leistungsfähig. Meine Atmung wäre blockiert, ich hätte nicht die Ausdauer, wie ich sie heute habe. Zudem wäre ich häufiger erkältet und könnte nicht so regelmäßig trainieren. Der beste Beweis dafür ist, dass ich vor fünf Jahren total unfit war, als ich von meiner PCD noch nichts wusste, und ich dadurch nicht richtig therapiert wurde. Es wäre undenkbar gewesen Sport zu machen, so wie ich ihn heute treibe. Inhalation ist für mich die Basis meiner Gesundheit. Gesundheit ist die Voraussetzung für Sport. Ich inhaliere also nicht bewusst länger oder häufiger mit dem Ziel, meine Laufleistung zum Beispiel für einen bestimmten Stadtlauf zu steigern. Inhalation ist die Basis und ermöglicht mir grundsätzlich, sportlich aktiv zu sein mit PCD. 


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Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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