Trotz Mukoviszidose nach Australien? Teil 2

Eine Australienreise dürfte wohl für jeden etwas Besonderes sein. Für mich war die Reise ans andere Ende der Welt Traum und potentielles Wagnis zugleich. Denn ich leide an der Erbkrankheit Mukoviszidose. Diese zerstört peu à peu meine Lunge. Eine weite Reise, die einen mindestens 23-stündigen Flug mit sich bringt, könnte für meine Lunge zu anstrengend sein. Trotzdem bereiste ich im Winter 2017 drei Wochen die australische Ostküste mit dem Camper. Es war die bisher schönste Reise meines Lebens.

Inhalieren und Therapie während des Camper-Trips

Wir waren fast jeden Tag auf der Straße. Zum Glück übernahm mein Mann während des gesamten Urlaubs das Fahren. Er bezeichnete sich selbst als „Fahrsklave“. Aber so konnte ich die Fahrtzeiten für Inhalation und Therapie nutzen. Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich nicht eineinhalb Stunden früher aufstehen als der Rest der Familie, um meine Therapie zu erledigen, bevor das „normale“ Tagesprogramm begann. Mein Mann startete den Motor, ich legte Batterien in den eFlow ein und inhalierte los.

An Tagen, an denen wir am gleichen Ort blieben und nicht fuhren, inhalierte ich manchmal im Freien vor dem Camper – natürlich nur, wenn der Rest des Campingplatzes noch schlief.Meine Dehn- und Mobilisationsübungen kamen während des gesamten Urlaubs etwas zu kurz. Dafür war es im Camper zu beengt und irgendwie fehlte mir bei unserem straffen Reiseprogramm auch die Zeit. Stattdessen griff ich während der Fahrt häufiger zum PEP S System, einem kompakten Atemtherapiegerät zur Sekretmobilisation. Nicht ganz unproblematisch war die Lagerung meiner Medikamente. Bei teilweise 34 Grad Außentemperatur wurde es im Camper extrem heiß, wenn wir diesen während unserer Ausflüge auf dem Parkplatz stehen ließen. Viele Medikamente dürfen nicht über 25 Grad gelagert werden, weil sie sonst kaputtgehen. Daher verstaute ich den Großteil meiner Medikamente im Camper-Kühlschrank. Für Nahrungsmittel war darin leider nicht mehr so viel Platz.

Camping mit Mukoviszidose

Camping ist ehrlicherweise nicht meine bevorzugte Art zu reisen. Das liegt daran, dass ich öffentliche Toiletten und Bäder benutzen muss.

Üblicherweise herrschen dort schlechtere hygienische Bedingungen als im heimischen Bad – also mehr Viren und Bakterien. Insbesondere der Feuchtkeim Pseudomonas aeruginosa ist für Menschen mit Mukoviszidose ein Problem. Dieser wird zum Beispiel in die Luft gewirbelt, wenn man bei offenem Toilettendeckel runtergespült. In machen Campingplatz-Toiletten gibt es gar keinen Deckel. Der Pseudomonas kann bei Mukoviszidose- Patienten die Lunge besiedeln und sorgt für fiese Entzündungen. Ein eigenes WC und Dusche an Board zu haben, war daher ein Grund für den Camper. Was ich vor Reiseantritt nicht bedacht hatte, dass sich im Wassertank des Campers auch der Pseudomonas bilden kann. Das brachte mehrere Schwierigkeiten mit sich. Auf duschen, Gesicht waschen und Zähne putzen mit dem Wasser aus dem Tank wollte ich dann doch lieber verzichten.

Daher nutze ich doch die Bäder der Campingplätze. Das Wasser war übrigens gechlort. Auch beim Geschirr abspülen, Gemüse und Obst waschen mit dem Tankwasser hatte ich ein schlechtes Gefühl, bestand die doch Gefahr, den Pseudomonas zu mir zu nehmen. Daher nutze ich fast immer Wasser, das wir im Supermarkt kauften. Als eher unappetitlich stellte es sich auch heraus, ein Plumpsklo bei 34 Grad dabei zu haben und nicht täglich zu leeren – wir haben ab und zu wild gecampt. Ich war heilfroh mein Breitspektrum-Antibiotikum dabei gehabt zu haben. 

Australien – ein Reiseland für Mukoviszidose-Patienten?

Die Ostküste Australiens eignet sich auf jeden Fall als Reiseziel für Mukoviszidose-Patienten – von dem unmenschlich langen Flug mal abgesehen. Die Meerluft, das warme Klima und geringe Luftverschmutzung sind ideal für Lungenkranke. Außerdem besteht in Australien ein strenger Nichtraucherschutz. Alle Hotels, Hostels etc. sind reine Nichtraucherunterkünfte. Auch in Restaurants, Cafés und Pubs herrscht absolutes Rauchverbot. Selbst in den Außenbereichen, wie Terrassen und Gärten von Lokalen, und im Eingangsbereich darf nicht geraucht werden. In Australien gibt es generell weniger Raucher als zum Beispiel in Deutschland. Das ist mir sofort aufgefallen. Während der drei Wochen habe ich insgesamt nur 20 Raucher gesehen – ich habe wirklich mitgezählt! Auf die meisten Raucher traf ich in Sydney und Melbourne. Die Hand voll, die mir an der Küste begegneten, waren meist (deutsche) Touristen.

Checkliste für eine Australien-Reise mit Mukoviszidose

  • Möglichst alle Medikamente und medizinisches Equipment ins Handgepäck packen
  • Medikamente, Inhalier-Utensilien griffbereit in separater Tasche im Handgepäck verstauen
  • Ausreichend Batterien für die Inhalation während des Fluges
  • Mehrere Stoffbeutel, um benutze Vernebler getrennt von sauberen Verneblern aufzubewahren und Verwechslungsgefahr zu vermeiden
  • Ärztliches Attest für alle Medikamente in deutscher und englischer Sprache
  • Nasenspray, Nasensalbe, Augentropfen, Bonbons, Kaugummis zum Befeuchten der Schleimhäute
  • Adapter für australische Steckdosen. Beim eFlow gibt es keinen Stecker, der in australische Steckdosen passt.

» Trotz Mukoviszidose nach Australien? Teil 1


Infos und Link-Tipps:

  • PARI-Vertriebspartner in Australien
    Technipro PulmoMed, PO Box 38 Oatlands NSW 2117
    kostenlose Telefonhotline: 1800 26 22 13 
    www.technipro.com.au

Über die Autorin

Alex (Pseudoym), geboren 1977, leidet an Mukoviszidose. Sie arbeitet als freiberufliche Redakteurin und ist Mutter eines Kindes. Für den PARI-Blog schreibt sie persönliche Geschichten über das Leben mit Mukoviszidose, über Herausforderungen, die mit der Krankheit einhergehen, und sammelt für den Blog praktische Tipps zum Thema Atmung und Inhalation.


Hinweis: Bei den im Erfahrungsbericht getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der berichtenden Person. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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