Dienstag, 25. Februar 2020
Menschen, die an COPD, Mukoviszidose sowie Asthma oder Primärer Ciliärer Dyskinesie (PCD) mit schlechtem Verlauf leiden, tendieren zu einer Überblähung der Lunge. Bei einer Überblähung ist der Luftgehalt, der regulär immer in der Lunge vorhanden ist (= Residualvolumen RV) zu hoch, weil die verbrauchte Luft nicht vollständig abgeatmet werden kann. Diese Restluft nimmt nicht am Gasaustausch teil. Betroffene fühlen sich in Folge der Überblähung kurzatmig und können sogar Erstickungsgefühle entwickeln. Physiotherapeutin, Marlies Ziegler, erklärt im Blog-Beitrag, wie es zu einer Überblähung kommt und welche Atemtechniken dagegen helfen können.
Ursprung einer Überblähung der Lunge ist meist eine Verengung der Atemwege. Diese kann aus mehreren Gründen entstehen. Eine Ursache können entzündungs- oder allergiebedingt geschwollene Schleimhäute sein oder eine langjährige Rauchervergangenheit. Ein anderer Grund ist Bronchialschleim, der die Lunge verstopft. In beiden Fällen kann die Luft nicht mehr ungehindert ein- und ausströmen. Außerdem kann es zu einer Überblähung kommen, wenn die Lunge bereits an Elastizität verloren hat. Dieser Elastizitätsverlust ist meist Folge von häufigen Entzündungsprozessen in der Lunge oder vielen, langandauernden und starken Hustenanfällen. Wenn die Bronchialwände schlapp sind, lässt sich die Luft nicht richtig aus der Lunge herausbewegen. Das begünstigt eine Überblähung. Umgekehrt gilt das auch. Eine andauernde Überblähung der Lunge begünstigt den Elastizitätsverlust der Lunge. Ein Teufelskreis setzt ein, dem es durch gezielte Entblähungsübungen entgegen zu wirken gilt.
Anzeichen für eine überblähte Lunge können sein:
Um die Lunge entblähen zu können, ist es günstig mit Stenosen zu arbeiten. Stenosen sind externe Widerstände, die bewirken, dass die Bronchien stabil bleiben. Das Phänomen, dass Bronchien bei der Ausatmung in sich zusammen zu fallen drohen, zeigt sich oft bei geschädigten Bronchien, die an Elastizität eingebüßt haben. Hier ist die Stenose besonders wichtig. Durch diese Technik können Betroffene länger sowie leichter ausatmen und damit mehr Restluft abatmen.
Eine Stenose ist ein Widerstand, gegen den man ausatmet. Eine sehr bekannte Stenose ist die sogenannte Lippenbremse. Sehr effektiv können auch sogenannte PEP Systeme wirken. PEP Systeme sind Atemhilfen, die einen Widerstand bei der Ausatmung erzeugen. Mit PEP-Atmung ist die Ausatmung durch ein PEP System gemeint. Der Widerstand des PEP Systems lässt sich vom Patienten individuell einstellen – am besten in Absprache mit dem behandelnden Physiotherapeuten.
Betroffene sollten die PEP-Atmung regelmäßig durchführen, um der Überblähung der Lunge konsequent entgegenzuwirken. Wichtig zu wissen ist, dass PEP-Atmung eine überblähte Lunge nicht „heilen“ kann. Durch regelmäßige Anwendung wird die Überblähung aber reduziert sowie eine Verschlimmerung der Überblähung möglicherweise eingedämmt.
Durch eine konstante Überblähung der Lunge verändert sich die Muskelsituation. Verspannungen und Fehlstellungen sind oft die Folge. Beispielsweise sieht man oft, dass Patienten die Schultern hochziehen. Verspannungen, wie schon eine überblähte Lunge selbst, führen zu einer eingeschränkten Atembewegung. In Folge dessen reduziert sich die Beweglichkeit des Brustkorbs. Das behindert die Atmung zusätzlich und kann es noch schwieriger machen, die Überblähung in den Griff zu bekommen. Ein Teufelskreis setzt ein. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, können Patienten PEP-Atmung mit Mobilisationsübungen kombinieren. Die Muskulatur wird gedehnt, Verspannungen können sich lösen, schlechter belüftete Areale der Lunge werden besser angebunden und „gefangene“ Luft kann abgeatmet werden. Zwei Mobilisationsmöglichkeiten, die sich für die Kombination mit einem PEP System eignen, sind die Mondsichel und die Lagerung für das Zwerchfell.
So geht’s:
Durch die starke Dehnung von Seite und Flanken lockert sich das Gewebe in den Rippenzwischenräumen. Durch die außergewöhnliche Lagerung der Lunge öffnet sich die Lunge in Bereichen, in denen im Alltag möglicherweise weniger Luftaustausch stattfindet. PEP Systeme in Kombination mit dem Weiten der Lungenbereiche ermöglichen, dass alte Restluft abgeatmet werden kann, und sorgen dafür, dass die Bronchien nicht zusammenfallen. Patienten können dadurch länger und leichter ausatmen.
Das Kissen unter dem Bauch verändert die Stellung des Zwerchfells, indem es mehr Richtung Lunge gedrückt wird. Diese veränderte Stellung und der leichte Druck erleichtern die Ausatmung. Die Kombination mit einem PEP System macht die Übungen noch effektiver, da Patienten gegen einen Widerstand länger, entspannter und damit mehr Luft ausatmen können als ohne Stenose. Eine lange, entspannte Ausatmung ist Voraussetzung, um eine überblähte Lunge entblähen zu können.
Über Marlies Ziegler
Marlies Ziegler arbeitet als niedergelassene Physiotherapeutin in München. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Atemphysiotherapie. Sie behandelt seit 20 Jahren Patienten mit chronischen obstruktiven und restriktiven Atemwegserkrankungen, wie Mukoviszidose (CF), COPD, Asthma und Primäre Ciliäre Dyskinesie (PCD).
HINWEIS: Der Inhalt des Beitrags stellt keine Therapieempfehlung dar. Die Bedürfnisse von Patienten sind individuell sehr verschieden. Vorgestellte Therapieansätze sollen nur als Beispiele dienen. PARI empfiehlt Patienten, sich stets mit ihrem behandelnden Facharzt und Physiotherapeuten abzusprechen.
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Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.
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