Kommst Du mit auf den Weihnachtsmarkt? Chronisch Erkrankte erzählen

Kommst Du mit auf den Weihnachtsmarkt? Eine harmlose, unverfängliche Sache für die meisten von uns. Aber für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen ist diese Frage nicht immer einfach zu beantworten. Wir haben vier Lungenpatienten diese Frage trotzdem gestellt.

Carina von Stackelberg, 26 Jahre, Psychologiestudentin und Mukoviszidose-Patientin

„Ob ich mit auf den Weihnachtsmarkt komme, ist situationsabhängig. Tagsüber finde ich Weihnachtsmärkte sehr schön und gehe auch gerne hin. Aber abends, sozusagen zur Weihnachtsmarkt-Rushhour, ist mir das häufig zu anstrengend. Es sind so viele Leute dort, es ist eng. Da bekomme ich schlecht Luft.

Auf den Weihnachtsmarkt gehe ich auch nicht, wenn ich merke, dass viele Leute eine Erkältung haben und krank sind. Dann sage ich häufiger ab, auch wenn ich Lust darauf hätte. Aber das Risiko, mich anzustecken, ist mir zu hoch. Normalerweise habe ich keine Panik vor Bakterien und Viren. Aber wenn viele krank sind oder eine Grippewelle umgeht, überlege ich lieber zwei Mal.

Außerdem frage ich mich immer, wie sauber die Tassen auf Weihnachtsmärkten tatsächlich gespült werden und wer da wohl vor mir daraus getrunken hat. Meine Freunde wissen um meine Mukoviszidose und die Probleme, die damit einhergehen. Manchmal passen sie sich an und wir gehen tagsüber. Wenn es bei ihnen nicht passt, besuchen sie ohne mich den Weihnachtsmarkt. Damit habe ich kein Problem. Eher werde ich manchmal traurig, weil mir vor Augen gehalten wird, dass ich wegen der Krankheit auf etwas verzichten muss.“

Carinas Tipps

  • Nachmittags auf den Weihnachtsmarkt gehen, wenn nicht so viel los ist. Da es früh dunkel wird, kann man die besondere Stimmung trotzdem genießen.
  • Eigene Tasse mitnehmen und sich darin Glühwein einschenken lassen. Dann ist man sicher, dass die Tasse sauber und frei von Krankheitserregern ist.
  • Desinfektionsmittel mitnehmen und Hände vorm Essen desinfizieren, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Carina hat einen eigenen Blog und berichtet auf ihrem Instagram-Kanal über ihr Leben mit Mukoviszidose.


Elsbeth H., 69 Jahre, Rentnerin, COPD im 3. bis 4. Grad

„Ich gehe ohne Probleme auf Weihnachtsmärkte. Dabei ist klar, dass bei Märkten, die im Freien stattfinden, die Luft nicht so dick ist wie bei Hallenmärkten. Wenn ich in der Halle merke, dass mir die Luft zu dick wird, gehe ich einfach raus und atme ein paar Mal durch.

Die Angst vor Ansteckung ist natürlich im Kopf. Aber Angst vor Ansteckung habe ich beim Arzt im Wartezimmer auch oder überall anders, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Auf Weihnachtsmärkten trage ich meist einen Rollkragenpulli, den ich mir über Mund und Nase ziehen kann. Das gibt mir das Gefühl, mich zumindest etwas vor Viren und Bakterien zu schützen.

Wenn die Angst überhand nimmt, hilft bei mir die Anwendung einer speziellen Atemtechnik. Dabei fokussiere ich mich auf die Atmung und nicht auf die Angst. Ich atme bewusst ruhig durch die Nase ein und bewusst ruhig durch den Mund aus. Dann geht es wieder. Die COPD hat mir viel Lebensqualität genommen, aber ich lasse mein Leben nicht von der Krankheit beherrschen.“

Elsbeths Tipps

  • Sich bei Panikattacken und Atemnot auf eine ruhige Atmung konzentrieren und bewusst ruhig atmen.
  • Rollkragenpulli oder Schal vor Mund und Nase als Barriere für Krankheitserreger.
  • Lieber auf Märkte im Freien gehen als auf Weihnachtsmärkte in Hallen.

Franziska Werner, 18 Jahre, Schülerin und Asthma-Patientin

„Auf Weihnachtsmärkte gehe ich sehr gerne, weil ich die Atmosphäre dort so schön finde. Ich wähle aber kleinere Märkte, um die Menschenmassen und Ansteckungsgefahr zu umgehen.

Den Weihnachtsmarktbesuch möchte ich mir wegen des Asthmas nicht verbieten, auch wenn ich dort manchmal Probleme mit starken Gerüchen von Duftkerzen und Räucherstäbchen oder mit Zigarettenrauch habe. Einmal hatte ich den Fall, dass sich ein Asthmaanfall aufgrund von starkem Räucherstäbchengeruch anbahnte. Ich entfernte mich vom Stand und versuchte zunächst die Atmung durch Atemtechnik mit Lippenbremse wieder in den Griff zu bekommen. Schließlich musste ich doch mein Asthmaspray nehmen.

Im Winter ist außerdem die kalte Luft ein Problem für mich. Meine Lunge ist empfindlicher. Deswegen überlege ich vor jedem Weihnachtsmarktbesuch, wie es mir von der Lunge her geht. Habe ich das Gefühl, dass es nicht so gut ist, nehme ich zuhause mein Asthma-Spray, bevor ich auf den Markt gehe.“

Franziskas Tipps

  • Vor dem Weihnachtsmarktbesuch zuhause eventuell seinen Peak Flow -Wert mit dem Peak Flow-Meter kontrollieren
  • Eventuell vor dem Weihnachtsmarktbesuch das Asthma-Spray nehmen
  • Asthma-Spray für den Notfall auf den Markt mitnehmen

Franziska berichtet auf ihrem Youtube-Kanal über ihr Leben mit Asthma.


Doris Wohlfahrt, 51 Jahre, bald Rentnerin, COPD im 4. Grad

„Ich liebe Weihnachten und ich liebe Weihnachtsmärkte. Deswegen gehe ich während der Adventszeit bestimmt drei Mal auf den Weihnachtsmarkt. An Heilig Abend genieße ich jedes Jahr den Nürnberger Christkindlmarkt besonders. Das möchte ich mir von der Krankheit nicht nehmen lassen, auch wenn schon das Hinkommen ein Problem darstellt.

Die Märkte finden meist in Innenstädten statt, wo man mit dem Auto nicht hinfahren kann. Durch meine COPD strengt es mich an, weite Strecken zu Fuß zu gehen. Deswegen setzt mich mein Mann mit dem Auto in der Nähe des Marktes ab und sucht dann alleine einen Parkplatz. So kann ich mir meine Kraft für den Spaziergang über den Weihnachtsmarkt aufsparen und verschwende meine Energie nicht schon auf dem Hinweg.

Beim Schlendern über den Markt muss ich trotzdem einige Pausen machen. Aber es gibt ja viele schöne Stände, die man sich ansehen kann. Man hat immer eine gute Ausrede, um stehen zu bleiben und kann sich ausruhen. Vor der Ansteckung mit einer Erkältung habe ich keine Angst. Man kann sich überall anstecken. Die Konsequenz wäre, sich zuhause einzusperren und darunter würde die Lebensqualität extrem leiden.“

Doris Tipps

  • Sich entspannen und von der COPD nicht verrückt machen lassen. Auf Weihnachtsmärkte gehen, wenn einem das Freude am Leben bereitet. Lösungen für vermeintliche Probleme finden – zum Beispiel mit dem Taxi hinfahren, wenn die Anreise zu Fuß nicht möglich ist.
  • Besser von Montag bis Mittwoch auf große Weihnachtsmärkte in Städten oder auf kleinere Weihnachtsmärkte auf dem Land gehen, weil die Märkte dann nicht so voll sind.
  • Nicht Glühwein, sondern alkoholfreien Kinderpunsch trinken. Alkohol kann sich negativ auf Atmung und Sauerstoffsättigung auswirken.

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Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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