Weltlungentag 2020 – Dr. Uta Butt von der Atemwegsliga im Interview über Mund-Nasen-Schutz und die Bedeutung von Mottotagen

Am 25. September 2020 ist der Weltlungentag. Ein guter Tag, wie Dr. Uta Butt von der Deutschen Atemwegsliga e.V. und Geschäftsführerin der AG Lungensport findet, denn es sei "eine wunderbare Möglichkeit, sich über das jeweilige Thema zu informieren". Die Deutsche Atemwegsliga hat zum Beispiel etliche Fragen zum Thema Covid-19 in diesem Jahr per Videobotschaft beantwortet, die sich gerade Menschen stellen, die eine Lungenerkrankung haben. 

PARI BLOG: Frau Dr. Butt, wie wichtig sind solche Tage wie der Weltlungentag für Menschen mit Atemwegserkrankungen? 

Dr. Uta Butt: Mottotage bieten die wunderbare Möglichkeit, sich über das jeweilige Thema zu informieren. Viele Organisationen und Verbände nutzen Mottotage für Aktionen und Angebote. Der Mottotag macht ein Thema sichtbarer und die Berichterstattung ist umfangreicher, da verschiedene Akteure unterschiedliche Facetten eines Themas beleuchten.

PARI BLOG: Der Deutsche Lungentag wurde 2020 wegen Corona vorgezogen und Menschen konnten virtuell Fragen stellen, die dann von Spezialisten per Videobotschaft beantwortet wurden. Wie ist das angenommen worden?  

Dr. Uta Butt: Das Interesse war riesig. Wir haben alle – wirklich alle – Fragen im Nachgang zur Veranstaltung beantwortet. Vielen Dank an alle Referent*innen, die sich viel Mühe gemacht haben. Sehr groß war der Informationsbedarf zum Thema seltene Erkrankungen. Covid-19 ist neu. Deshalb ist es verständlich, dass zuerst Erfahrungen zu dem vorliegen, was häufig ist. Menschen mit seltenen Erkrankungen sind verunsichert, da zu ihrem spezifischen Krankheitsbild nur wenige Informationen vorliegen. Ein großes Thema war die Risikoabschätzung.

PARI BLOG: Was gilt es bei der Risikoabschätzung besonders zu beachten?  

Dr. Uta Butt: Wichtig ist, die verordnete Therapie weiter zu führen. Im Allgemeinen ist das Risiko, dass sich die Atemwegserkrankung verschlimmert, weit größer, als die eventuelle Gefahr durch ein verordnetes Medikament. Mein Appell an alle lautet daher: Reden Sie mit Ihrem behandelnden Arzt, wenn Sie Zweifel haben! Setzen Sie auf keinen Fall die benötigte und verordnete Therapie ohne Rücksprache ab.

PARI BLOG: Sie selbst haben zum Thema „Welche Maske zu welcher Gelegenheit - was ist bei der Verwendung von Masken zu beachten?“ Rede und Antwort gestanden. Hier wurden zum Beispiel Fragen gestellt, wie lange man FFP-Masken tragen kann und ob das Visier eine Alternative darstellt. Was haben Sie den Menschen dazu geraten?   

Dr. Uta Butt: Je nach körperlicher Anstrengung, kann ein Gesunder eine FFP-Maske eine bis vier Stunden tragen. Danach ist eine 30minütige Pause erforderlich. Bei Durchfeuchtung soll die Maske ausgetauscht werden, unabhängig davon, wie lange diese bereits getragen wurde. FFP-Masken sind in der Regel Einmalartikel und sollten am Ende des Tages entsorgt werden.

Nur die Wenigsten können keine Maske tragen. Diese Betroffenen sind oft so schwer erkrankt, dass sie Menschenansammlungen grundsätzlich meiden sollten. Diese Betroffenen sollten sich mit ihrem behandelnden Arzt/Ihrer behandelnden Ärztin beraten, was möglich ist. Es gibt z.B. Masken mit Ausatemventil.

Ein Visier bietet einen Minimalschutz und entspricht nicht den Vorgaben für Alltagsmasken. Inzwischen gibt es allerdings auch Visiere, welche die Luft am Körper hinunterleiten und dadurch einen besseren Schutz bieten als die herkömmlichen Modelle.

PARI BLOG: Vor welchen Herausforderungen stehen Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen in Zeiten von Corona besonders?

Dr. Uta Butt: Zuerst einmal ist es wichtig, das eigene Risiko abzuschätzen. Menschen mit leichtem bis mittelschweren Asthma haben kein erhöhtes Risiko, eine schwere Covid-Erkrankung zu erleiden. Menschen mit COPD haben hingegen ein erhöhtes Risiko. Fallbeispiele haben wurden ebenfalls auf der Seite der Atemwegsliga veröffentlicht. Auch wenn es schwerfällt: Die Maske schützt insbesondere jene Menschen mit erhöhtem Risiko.

PARI BLOG: Welche Tipps können Sie sonst noch aus Ihrer Erfahrung diesbezüglich weitergeben?

Dr. Uta Butt: Bei Lungenfunktionsmessungen rate ich dazu, die Routineuntersuchungen zu verschieben, beziehungsweise solche Untersuchungen nur durchzuführen, wenn ein medizinischer Grund vorliegt. Allerdings sollten Sie auch keinen notwendigen Arztbesuch wegen Covid-19 verschieben! Auch rate ich dazu, Schutzimpfungen wahrzunehmen. Viren lieben die kalte Jahreszeit. Gegen Influenza gibt es einen wirksamen Impfstoff. Ältere sollten auch die Pneumokokken-Impfung wahrnehmen. Beide Impfungen schützen nicht vor Covid-19. Die Impfungen schützen jedoch vor Zusatzinfektionen mit Influenza bzw. Pneumokokkenpneumonie. Auch Reisen verteilen das Virus über weite Strecken.

PARI BLOG: Raten Sie daher eher von Reisetätigkeiten ab?

Dr. Uta Butt: Jein. Ungeklärt ist, wie sicher Bahnreisen sind. Reisende müssen zwar eine Maske tragen, aber oft funktionieren die Klimaanlagen nicht. Und wenn diese funktionieren wird die Luft auch umgewälzt. Unklar ist, wie viel Frischluft zugeführt wird. Das alles ist sehr unsicher. Es gibt keine festen Plätze.  Im Restaurant wird abgefragt, wer wann zu Gast war. In der Bahn ist es unbekannt, wer mitfährt.

Im Restaurant bleiben Plätze derzeit frei. In der Bahn ist das nicht vorgesehen.

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Butt.


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Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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