„Wenn ich laufe, schaut meine Mama von oben zu“

Laura ist die Jüngste im 25köpfigen Team der PARI RunAIR. Im Interview erzählt sie, wie sie zu ihrer Passion gekommen ist und warum Laufen ihr dabei hilft, den Tod ihrer Mutter zumindest etwas besser verarbeiten zu können.

 

Vor über fünf Jahren hat Laura das Laufen für sich entdeckt. Die 27jährige Studentin liebt es, vor allem bei Halbmarathons an den Start zu gehen. Wenn es nach ihr geht, könnte es eine Ziellinie pro Monat sein, die sie überquert. Sie ist auch das jüngste Mitglied der PARI RunAIR. Einer Lauftruppe von 25 begeisterten Sportlern, die für Menschen mit Atemwegserkrankungen in ganz Deutschland bei Laufveranstaltungen teilnehmen, um Spenden für Menschen zu generieren, die weniger Luft zum Atmen haben. Als PARI RunAIR beworben hat sich Laura, um ihrer Mutter zu gedenken. „Ich möchte auf schwere Atemwegserkrankung aufmerksam machen“, sagt sie selbstbewusst. Denn ihre Mutter ist im März 2019 an COPD und einer Krebserkrankung verstorben. Laura erinnert sich noch ganz genau an die letzten Stunden mit ihrer Mama im Krankenhaus, die sie immer zu den Läufen begleitet hat - ihr größter Fan. „Ich denke sehr viel an sie. Auch wenn sie mich nicht mehr zu den Laufveranstaltungen begleiten kann, ist sie in meinem Herzen fest dabei und guckt mir ganz sicher von oben dabei zu."

„Meine Mutter hat viel für mich aufgegeben, das wollte ich zurückgeben“

Lauras Mutter bekam vor sechs Jahren die Diagnose COPD, „was unser Familienleben total auf den Kopf gestellt hat“. Anfangs war für Laura diese Tatsache gar nicht so schlimm, „erst viel später, als meine Mutter am Sauerstoff hing, ist mir das Ausmaß der Erkrankung bewusst geworden“, erinnert sie sich. Laura hatte eigentlich nach dem Abitur eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolviert und in einer anderen Stadt gearbeitet. „Im Krankenhaus haben die Kinder viel mit dem PARI BOY inhaliert“, sagt sie. Doch schon bald konnte die Mutter nicht mehr so aktiv sein, wie früher. Laura entschloss sich dazu ihren Beruf aufzugeben, um zurück in den Ort der Eltern zu ziehen, um nah bei ihrer Mutter sein zu können und sie im Alltag zu unterstützen.

„Meine Mama war Anästhesistin im Klinikum, was sie damals auch für mich aufgegeben hat“, sagt Laura. Denn Laura ist mit einem Lymphangiom hinter dem rechten Auge auf die Welt gekommen. Eine seltene gutartige Tumorerkrankung der Lymphgefäße, die wächst. Viele Operationen folgten und werden folgen, da es sich auf eine Gesichtshälfte ausgebreitet hat. „Ich hatte sicher schon fünf große OP´s bis zu zwölf Stunden und unzählige kleine“, sagt Laura. „Bis 2013 hatte ich noch 40 Prozent Sehkraft auf dem Auge. Dann ist etwas bei einer der OP´s schiefgegangen und seitdem bin ich darauf fast blind“, sagt sie, „aber das Auge ist noch da, der Rest ist mir egal.“ Laura fährt sogar Motorrad, eine Kawasaki, „die Geschwindigkeit und das Abenteuer reizt mich daran“. Nächstes Ziel: Schwarzwald.

„Es war schrecklich mit ansehen zu müssen, wie sie keine Luft mehr bekam. Es war schrecklich ansehen zu müssen, dass man ihr nicht mehr helfen konnte.“

Vor allem die letzten 1,5 Jahre vor dem Tod ihrer Mutter waren besonders intensiv für Laura. „Als meine Mutter nicht mehr ins Schlafzimmer kam, habe ich mit ihr im Wohnzimmer geschlafen. Ich habe Mittag für meine Eltern gekocht, mich über die Geräte, den Sauerstoff und die Erkrankung informiert, um wirklich alles zu tun, was in meiner Macht stand“, sagt Laura. 24 Stunden täglich wollte Laura bei ihr sein, sodass die Mutter ihre letzten Monate nie alleine war. „Die COPD hat voll zugeschlagen, weil meine Mutter auch so dünn war. Nicht einmal 40 Kilogramm hat sie bei einer Körpergröße von 1,65 Zentimetern gewogen“, sagt die Läuferin. Zu spät, sagt sie, habe sie rückwirkend mit der Physiotherapie und vor allem einer Ernährungsumstellung mit kalorienreicher Kost begonnen. „Ich fühle mich so, als ob ich viel zu wenig für meine Mutter getan habe. Ich hoffe, dieses Schuldgefühl hört irgendwann auf“, sagt sie. Wenn die Mutter im Fernsehen etwas Leckeres gesehen hat, ist Laura losgelaufen und hat es ihr im Supermarkt gekauft. „Avocados, Couscous, Kichererbsen, Obst, ich habe alles mit ihr gegessen, damit sie so viel wie möglich isst – leider zu spät“. Erst gegen Ende zu, hat ihre Mutter auch mal Lust auf Süßigkeiten bekommen, „zum Beispiel auf Kinderpinguin“.

Die Mutter hat sie selbst nie weinen gesehen, „bis zum Ende war sie stark und hat gekämpft“. Kämpfen hat für die Familie auch bedeutet, viel raus an die frische Luft und in die Natur zu gehen. „Selbst als sie schon im Rollstuhl saß und am Sauerstoff hing, sind wir viel spazieren gegangen so gut es ging“. Der Vater habe vor allem in der Zeit die Gefühle verdrängt, wie Laura erzählt, sei viel arbeiten gewesen und habe sich nach außen hin stets optimistisch gezeigt. „Selbst als wir die drei Wochen 24 Stunden am Tag vor ihrem Tod zusammen im Krankenhaus verbracht haben, dachte mein Vater noch, dass wir sie wieder mit nach Hause nehmen können“, sagt sie, „es war sehr schwer für ihn, immerhin waren sie über 30 Jahre verheiratet.“ 

Laufen, um ein Zeichen zu setzen und, zur Trauerbewältigung

Bereits während der Krankheit hat Laura angefangen zu laufen, was ihr vor allem mental eine Stütze war. Ihre Mutter war dabei immer an ihrer Seite, hat sie dabei von der Vorbereitung bis zum Zieleinlauf – trotz Krankheit – immer unterstützt. „Meine Eltern waren auch immer dabei, haben zugeschaut und auf mich im Ziel gewartet“, sagt Laura. 2016 lief Laura in Karlsruhe ihren ersten Halbmarathon. Damals war für sie schon klar, „jeder Kilometer ist für meine Mama“. Wenn sie mal nicht trainieren wollte, gab ihre Mutter den Anstoß dran zu bleiben, raus zu gehen und weiter zu machen. Training für das nächste Laufevent. War dieser weiter von Zuhause weg, verknüpfte die Familie den sportlichen Ehrgeiz ihrer Tochter gleich noch mit einem Wochenendausflug. „Das Positive an der Krankheit meiner Mutter war, dass wir als Familie wieder enger zusammengewachsen sind“, sagt sie rückblickend. So kamen die drei schon in ganz Europa rum. „Ich habe in dieser Zeit vor allem gemerkt, wie wichtig Familie eigentlich ist und auch wenn es einem schlecht geht, dass man trotzdem noch zusammenwachsen kann“.

Vor allem an ihren ersten Marathonlauf erinnert sich Laura noch gut. Eigentlich wollte sie in Hamburg an den Start gehen, aber das war für ihre Mutter, die bereits im Rollstuhl saß, zu weit. „Meine Mutter hatte zudem noch eine Krebsdiagnose bekommen, was für mich ein Weltuntergang war“. Laura entschied sich also für Freiburg – die Lieblingsstadt der Mutter, wo sie einst studiert hatte. Viele positive Erinnerungen, die ihre Mama mit der Stadt im Breisgau verbunden hat. „Der Moment, als ich im Ziel angekommen war und ich sie da im Rollstuhl sitzen saß, werde ich nie vergessen. Wir haben uns umarmt und geweint“, sagt die Läuferin. Anfang 2019 verlor Laura ihre Mutter an der COPD und dem Krebs. „Jetzt musste ich mich selbst anspornen, dachte ich, aber ich laufe immer weiter. Immer weiter für meine Mama“, sagt Laura. 

Vielen Dank für das Interview, liebe Laura.

„Mein Tipp für Eltern, die mit kleinen Kindern inhalieren:
Inhalieren sollte spielerisch angegangen werden, damit die Kleinen merken, dass Inhalieren weder „gefährlich“ ist, noch weh tut, sondern sogar Spaß machen kann. Dafür kann zum Beispiel erst einmal das Kuscheltier inhalieren oder die Eltern machen es mehrmals vor.“
- Laura Schillfahrt hat als Gesundheits- und Kindertkrankenpflegerin im Krankenhaus gearbeitet -

Hinweis: Bei den im Interview getroffenen Aussagen handelt es sich um die individuelle Sichtweise der Interviewten. Diese spiegeln nicht zwangsläufig die PARI Sichtweise oder den allgemeinen Stand der Wissenschaft wider.


Ein Beitrag der PARI-BLOG Redaktion.


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